Schülerreise und Treffen in der Dobrudscha im September 2024
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Georg Goldstein Schule
Dobrudscha
Nach 2024 zum zweiten Mal trafen sich Schüler aus Bad-Urach gemeinsam mit Schülern aus der Ukraine und Rumänien auf Entdeckungstour in der Dobrudscha - auf den Spuren der Dobrudschadeutschen. Auf dem Programm standen Themen zur Geschichte, Kultur, Wirtschaft, Umweltschutz und Europa.
Lernende hatten erneut die Gelegenheit, sich über ein spannendes Treffen im Rahmen eines Jugendaustauschprojekts zu freuen. Sechs Schülerinnen aus Deutschland und sechs Studierende und Schüler aus der Ukraine kamen in Rumänien zusammen, um gemeinsam zu forschen und die kulturellen Besonderheiten ihrer drei Länder zu erkunden.
Wir möchten unseren tiefen Dank an Dr. Heinke Fabritius, Kulturreferentin und Kunsthistorikerin, sowie Heinz-Jürgen Oertel, stellvertretender Bundesvorsitzender des Bessarabiendeutschen Vereins, aussprechen. Mit ihrem umfassenden Wissen und ihrer Leidenschaft haben sie uns wertvolle und interessante Einblicke in die Geschichte und Kultur der Region vermittelt und unser Verständnis bereichert.
1. Tag: Ein Tag in Bukarest
Zeiten und Gesichter einer Stadt – das deutsche Erbe Bukarests
Ein frischer Morgen leitete unseren Besuch in Bukarest ein, der sich als lehrreich und inspirierend entpuppte. Was weiß man eigentlich über urbane Anthropologie? Wie kann man über ein Zeitfenster von über 300 Jahren berichten oder die politische Geschichte eines Landes in einem einzigen Objekt zusammenfassen? Dank technischer Entwicklungen, kreativer Konzepte, wertvoller Sammlungen und historischem Wissen wird dies im CASA FILIPESCU-CESIANU – „MUZEUL VÂRSTELOR“ eindrucksvoll umgesetzt und den Besuchern täglich nähergebracht. Fotografien bewahren die schönsten Erinnerungen an das private und gesellschaftliche Leben, wichtige Ereignisse sowie alltägliche Momente. Sie spiegeln Zeiten, Gesichter, Mode und Veränderungen wider.
Es ist jedoch nicht nur von Bedeutung, historische Fotografien zu betrachten – ebenso wichtig ist es, die damalige Zeit korrekt zu interpretieren, was sich oft als herausfordernd erweist. Dies erfuhren wir während eines interaktiven Spiels, das aufzeigte, wie persönliche Vorstellungen und Erfahrungen die Deutung historischer Kontexte beeinflussen können. Besonders spannend, aber nicht immer einfach, war es für die Jugendlichen zu erraten, welche Berufe die jungen Menschen auf den alten Fotografien ausgeübt hatten.
Doch die Geschichte Bukarests ist nicht nur durch Fotografien zu entdecken: Alte Kleidungsstücke, Waffen und Alltagsgegenstände aus vergangenen Epochen ließen uns die vielen Gesichter der Stadt erkennen.

In der Deutschen Botschaft Bukarest
Georg Goldstein Schule
Auch das Goethe-Institut und zwei deutsche Gymnasien, an denen wir vorbeikamen, sind bedeutende Bildungseinrichtungen, die das Erlernen der deutschen Sprache und sogar eine Ausbildung auf Deutsch ermöglichen.
Ein weiterer Halt war das deutsche Kulturzentrum „Schillerhaus“, das bis heute die Interessen der deutschen Minderheit in Rumänien vertritt. Es bietet Ausstellungen, Deutschkurse sowie Programme für Kinder und Veranstaltungen für Erwachsene.
Ein weiterer Halt war das deutsche Kulturzentrum „Schillerhaus“, das bis heute die Interessen der deutschen Minderheit in Rumänien vertritt. Es bietet Ausstellungen, Deutschkurse sowie Programme für Kinder und Veranstaltungen für Erwachsene.
Auf den Straßen dieser europäischen Metropole entdeckte unsere Gruppe viele neue Gesichter und verschiedene Zeitepochen. Wir sahen unbekannte und zugleich wunderschöne Zeichen der kulturellen Vielfalt, die das friedliche Zusammenleben der Nationalitäten symbolisieren und ein gemeinsames Europa gestalten.
2. Tag: Erster Tag in Constanța
Perspektiven der Bildung – kulturelle und religiöse Vielfalt
Ein sonniger Morgen und das beruhigende Rauschen des Meeres prägten den Beginn unseres zweiten Projekttages. Dieser startete in der gastfreundlichen Atmosphäre des Mircea cel Bătrân National College in Constanța, wo rumänische Schüler und Lehrkräfte sich unserer Gruppe anschlossen.
Was verbindet Schüler aus Deutschland, der Ukraine und Rumänien? Ist es die gemeinsame deutsche Sprache, die als Mutter- oder Fremdsprache gesprochen wird? Eine gemeinsame europäische Zukunft? Ähnliche Vorstellungen über Umweltbewusstsein und die Gestaltung friedlicher Prozesse? Oder vielleicht eine gemeinsame Geschichte in bestimmten historischen Zeiträumen? Die Begegnung zeigte uns, dass es all dies und noch viel mehr ist.
Nach einer herzlichen Begrüßung und einem kurzen historischen
Überblick durch den Schulleiter des Gymnasiums führten uns die
rumänischen Schüler voller Begeisterung durch ihre Schule. Sie
berichteten lebhaft von internationalen Projekten, an denen sie
teilgenommen hatten, und vermittelten uns ihre Visionen und Erfolge.
Das „Kennenlern-Bingo“, das darauf folgte, war eine kreative und
unterhaltsame Möglichkeit, einander kennenzulernen und gemeinsam zu
lachen.

Begrüßung durch den Schulleiter
Heinz-Jürgen Oertel
Doch die Stimmung wurde bald ernster, als die Gruppen begannen, sich mit bedeutenden Themen zu beschäftigen. In gemeinsamen Diskussionen und Präsentationen wurden drängende Fragen reflektiert, darunter Umweltschutz, Krieg und Migration sowie Europa und Integration. Diese Zusammenarbeit zeigte, dass die junge Generation, trotz ihres Alters, bereits ein tiefes Verständnis und großes Engagement für die Zukunft Europas besitzt. Unsere Ideen und Ansätze zeigten, dass die Zukunft unseres Kontinents in sicheren Händen ist.
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Im Hof des Gymnasiums „Colegiul National Mircea cel Bătrân“
Georg-Goldstein-Schule
Der Nachmittag führte uns in die kulturelle und religiöse Vielfalt von Constanța ein. Jede Gruppe erhielt die Aufgabe, ein bestimmtes religiöses Bauwerk zu finden, eine kleine Recherche durchzuführen und die Ergebnisse anschließend zu präsentieren. Die Ziele unserer Erkundung waren die islamische Moschee, die rumänisch-orthodoxe Kirche und die Synagoge. Vor Ort kamen wir ins Gespräch mit der einheimischen Bevölkerung und erfuhren, dass die Vertreter dieser Religionen und Kulturen seit vielen Jahren in Frieden und gegenseitigem Verständnis zusammenleben.
Besonders beeindruckend war die Erkenntnis, dass all diese historischen Stätten regelmäßig renoviert und von der Stadt gepflegt werden. Diese Bemühungen spiegeln den Respekt gegenüber den lebenden Minderheiten wider und stärken das Gefühl der Gemeinschaft und der Hoffnung.
Gerade diese gelebte Multiethnizität verleiht Constanța sein einzigartiges Gesicht und ein einladendes Gefühl, das jeden Gast willkommen heißt und ein Gefühl von Heimat vermittelt.
3. Tag: Constanța – Wirtschaftliche und historische Knotenpunkte – Bulgaren, Tataren, Türken
Ein strahlend blauer Himmel und warme Sonnenstrahlen begleiteten uns an diesem Tag, dem dritten unseres Projekts. Die positive Stimmung beflügelte unsere Gedanken und brachte frische Ideen in unsere Arbeit.
Zu Beginn stellten wir uns die Frage: Was wissen wir über die Arbeit großer Häfen? Welche Bedeutung hat ein Hafen für das Leben einer Stadt und welche Rolle spielt er in der heutigen Welt? Diesen und weiteren Fragen gingen wir in einem der größten Häfen Europas und dem zweitgrößten am Schwarzen Meer nach. Der Hafen von Constanța erstreckt sich über eine Fläche von etwa 4000 Hektar und zählt zu den größten Häfen Europas, wobei er jährlich bis zu 100 Millionen Tonnen Fracht umschlägt. Mit etwa 11.000 Beschäftigten spielt er eine zentrale Rolle als logistisches Drehkreuz und unterstützt insbesondere den Export von Getreide, was während des Ukraine-Kriegs entscheidend zur Stabilisierung der weltweiten Versorgung beitrug. Besonders beeindruckend war die Tatsache, dass im Jahr 2022 etwa 8,6 Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine über den Hafen von Constanța verschifft wurden. Seit Beginn des Russland-Ukraine-Konflikts hat der Hafen insgesamt fast 12 Millionen Tonnen ukrainisches Getreide umgeschlagen, was entscheidend zur Stabilisierung der weltweiten Nahrungsmittelversorgung beitrug und half, globale Engpässe zu verhindern. Der Hafen dient als essenzielle Handelsverbindung zwischen europäischen Binnenstaaten und dem Fernen Osten. Mit seinem gut ausgebauten Schienennetz sorgt er für den reibungslosen Transport verschiedenster Güter quer durch Rumänien.
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Im Hafen von Constanţa
Georg-Goldstein-Schule
Im Hafenmuseum beeindruckte uns eine Sammlung von historischen Fotografien, die das pulsierende Leben des Hafens und seine bedeutenden Entwicklungsschritte zeigten. Diese Aufnahmen gaben uns Einblick in die lange Geschichte und die Meilensteine, die der Hafen erreicht hat. Dank zahlreicher europäischer Projekte wird der Hafen weiterhin modernisiert und ausgebaut, was zu neuen Handelsrouten und einer Verringerung der Umweltverschmutzung beiträgt und so die Umweltqualität verbessert.
Von der modernen Wirtschaft und der Logistik wandte sich unsere Gruppe der Geschichte der Dobrudschadeutschen zu. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das Leben für viele Deutsche von Kriegen, wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Armut geprägt. Auf der Suche nach einem besseren Leben lockte Zar Alexander I. am 29. November 1813 mit einem Manifest deutsche Siedler nach Bessarabien und versprach ihnen Privilegien wie Landgeschenke, zinslose Kredite, Steuerfreiheit für zehn Jahre, Selbstverwaltung, Religionsfreiheit und Freiheit vom Militärdienst. Doch viele dieser Versprechen blieben unerfüllt, und so suchte ein Teil der deutschen Bevölkerung erneut nach neuen Lebensmöglichkeiten.
Im Zuge der türkischen Politik wanderten viele nach Dobrudscha aus, eine Region, die damals zum Osmanischen Reich gehörte. Dort ließen sich die Deutschen nicht in abgegrenzten Siedlungen nieder, sondern gründeten deutsche Viertel, die durch Kirchen, Schulen und Verwaltungsgebäude geprägt waren. Die osmanische Herrschaft in der Region erklärt auch die türkischen Ortsnamen vieler Städte und Dörfer.
Unser erster Halt war das Dorf Techirghiol, wo wir im „deutschen Viertel“ die katholische Kirche besuchten. Hier reflektierten wir über Migration, die Lebensbedingungen und die Schicksale jener Menschen, die ihre Heimat verließen. Eine der tiefsten Fragen, die uns beschäftigte, lautete: Was nimmt man auf solch eine Reise mit? Wie fasst man ein ganzes Leben in 50 Kilogramm zusammen? Hinter der Kirche entdeckten wir die Ruinen einer ehemaligen deutschen Schule, die uns eindrucksvoll daran erinnerten, wie Bildung einst Teil dieser Gemeinde war.
Die Reise führte uns weiter nach Karamurat, wo die Geschichte der Dobrudschadeutschen auf die der Aromunen traf. Die Aromunen sind eine ethnische Gruppe auf dem Balkan, die aufgrund von wirtschaftlichen und sozialen Umständen in verschiedene Regionen migrierte, ähnlich wie die Deutschen auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen. Nach der Vertreibung der Dobrudschadeutschen zogen sie in deren verlassene Häuser ein.
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Die Dobrudschadeutsche Andreea Wisoseschi führt uns in die Geschichte Ihres Dorfes ein
Georg Goldstein Schule
Andreea, eine junge Frau, die zur Hälfte Dobrudschadeutsche und zur Hälfte Aromunin ist, führte uns durch eine Fotoausstellung, die das Leben der Dobrudschadeutschen dokumentierte. Sie ermöglichte es uns, das verloren gegangene historische Gedächtnis dieser Gemeinschaft zu ergründen. Später zeigte sie uns die katholische Kirche und lenkte unsere Aufmerksamkeit auf einen besonderen Punkt, von dem aus man in einer Linie die Türme von vier religiösen Einrichtungen sehen konnte: eine Moschee, zwei orthodoxe Kirchen und eine katholische Kirche. Dies war ein Symbol der religiösen Vielfalt und des friedlichen Zusammenlebens in der Region.
Unser letzter Halt des Tages war der Friedhof, auf dem die deutschen Namen nur noch tief im Gras auf den alten Grabsteinen erkennbar waren. Diese traurige Wahrheit zeigte uns, wie wichtig es ist, das historische Gedächtnis zu pflegen – eine Aufgabe, die unser Projekt voller Engagement verfolgt.
Der Abend endete in der freundlichen und entspannten Atmosphäre des Freilichtmuseums der Aromunen. Bei traditionellem Essen, lebhaften Geschichten über das Leben dieses Volkes und einer interessanten Ausstellung verging die Zeit wie im Flug und hinterließ bleibende Eindrücke bei uns allen.
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Treffen mit Deutschschülern der Ovid Universität Constanţa vor der deutschen katholischen Kirche in Karamurat
Georg Goldstein Schule
4. Tag: Von Constanța nach Tulcea – Entdeckungen in der Dobrudscha
Nach einer intensiven Arbeitsphase am Vormittag, in der die Erfahrungen und Eindrücke der vergangenen Tage gemeinsam reflektiert wurden, verabschiedete sich die Gruppe von der sonnigen Küste und machte sich auf den Weg in das Donaudelta. Auf der Fahrt erwarteten die Jugendlichen neue Entdeckungen, beeindruckende Natur und spannende Geschichten über die Region.
Der erste Halt führte die Gruppe in die Dobrudscha-Schlucht, gefolgt von einem Besuch eines orthodoxen Klosters, das eine bewegte Geschichte verbirgt. Das Dorf Colelia war ursprünglich ein tatarisch-osmanisches Siedlungsgebiet. Nachdem die Tataren das Dorf verlassen hatten, siedelten sich hier Deutsche an, die eine katholische Kirche bauten. Neben den Deutschen lebten auch einige rumänische Familien, die vor allem in der Landwirtschaft tätig waren. 1940, als die Deutschen umgesiedelt wurden, verließen auch die Rumänen das Dorf. Es wurde schließlich von mazedonischen Hirten bewohnt. Die einstige Kirche verfiel zunehmend und diente jahrelang als Tierunterstand. Erst 2006, nach einem langen Kampf um Baugenehmigungen, kamen Nonnen aus Tulcea in das Dorf und errichteten dort, auf den Ruinen der Kirche, ein orthodoxes Kloster. Heute leben 13 Nonnen im Kloster, und es ist ein Ziel für Pilger und Besucher. Die Geschichte der Deutschen in Colelia wird dort weiterhin bewahrt und den Gästen nähergebracht.
Der nächste Stopp führte die Gruppe in die Stadt Babadag, die durch ihren hohen Anteil an Muslimen und ihre alte Moschee aus dem Jahr 1610 bekannt ist. Wie der Imam während der Führung erklärte, machen Muslime etwa 3.000 der 10.000 Einwohner aus, die regelmäßig zum Gebet in die Moschee kommen. Die muslimische Tradition in Babadag reicht bis ins Jahr 1260 zurück. Babadag spielte aufgrund seiner strategischen Lage zwischen dem Schwarzen Meer und der Donau eine bedeutende Rolle als Hauptstadt und wirtschaftliches Zentrum des türkischen Dobrudscha und zog immer wieder wichtige Besucher an. Auch heute ist die Stadt ein freundliches und einladendes Ziel für Reisende, wie unsere Gruppe feststellen konnte.
5. Tag: Das Donaudelta in seiner Vielfalt
Die Region Dobrudscha und Bessarabien zeichnet sich durch eine einzigartige Natur aus – mit weiten Steppen, sanften Hügeln und einer beeindruckenden Vielfalt an Flora und Fauna, die sich vor allem entlang der Donau entfaltet. Unsere Gruppe hatte das unvergessliche Privileg, dieses faszinierende Naturschutzgebiet zu besuchen und seine atemberaubende Schönheit hautnah zu erleben. Mit zwei schnellen Booten fuhren wir durch die großen und versteckten Wasserwege des Deltas, die uns die Geheimnisse dieser außergewöhnlichen Landschaft offenbarten. Auf unseren Ausflügen konnten wir zarte Wasserrosen, seltene Vogelarten, das Rauschen des Schilfs und große Fische beobachten – all das trug zur unvergesslichen Atmosphäre des Tages bei.
Besonders hervorzuheben ist, dass das Delta, unabhängig davon, ob es sich auf rumänischem oder ukrainischem Gebiet befindet, auch durch seine kulinarischen Traditionen eine besondere Bedeutung erlangt. Ein absolutes Highlight war die Fischsuppe, die in der Region eine Delikatesse darstellt und die jeder, der sie kostet, nicht so schnell vergisst. Einige aus der Gruppe probierten dieses Gericht zum ersten Mal – und es war die Erfahrung definitiv wert.
Doch die Region zeichnet sich nicht nur durch ihre natürliche
Schönheit aus, sondern auch durch ihre lebendigen Feste und
Traditionen. Viele dieser Feierlichkeiten sind weit über die Grenzen
der Region bekannt, wie etwa christliche Feste wie Weihnachten,
Ostern, Pfingsten und Fasching.
Ein ganz besonderes Erlebnis war jedoch der Besuch des Erntedankfestes in Tulcea. Das Erntedankfest ist eines der beliebtesten Feste der Region, das traditionell im Herbst gefeiert wird, um für die Fruchtbarkeit des Landes und die reichliche Ernte zu danken. Es ist eine Zeit, in der Familien und Gemeinden ihre Kirchen mit Obst, Getreide und Blumen schmücken und die Ernte auf den Marktplätzen gebührend gefeiert wird. Zahlreiche Stände mit frischem Obst und Gemüse, den verlockenden Düften von Lavendel und Kräutern sowie handgefertigten Souvenirs boten den Besuchern ein wahres Fest der Sinne. Besonders beeindruckend war das Konzert auf dem Festplatz, das mit stolzen Nationaltänzen und traditionellen Liedern die Gäste verzauberte. Noch lange werden uns die Klänge der nationalen Musik in den Ohren nachhallen.
6. Tag: Die letzten Schritte auf den historischen und kulturellen Pfaden
Der letzte Tag des Projekts begann mit strahlendem Wetter und einer aufgeregten Atmosphäre. An diesem Morgen präsentierten wir unsere Ergebnisse zu den Themen „Historische und Kulturelle Verbindungen“, „Zukunft Europas und Bildung“ sowie „Gesellschaftliche und Wirtschaftliche Entwicklungen“. Alle Themen wurden von uns auf erfolgreiche Weise beleuchtet. Wir hatten im Laufe der Woche viele Eindrücke und Erfahrungen gesammelt und konnten nun ihre eigenen Visionen und Forschungsergebnisse in den Präsentationen zusammenfassen. Im Anschluss an die Präsentationen gab es zahlreiche Fragen und eine lebhafte Diskussion, die die Themen vertiefte.
Auch wenn die Ergebnisse besprochen wurden, setzte das Programm seine Reise fort und führte uns ins ethnologische Museum in Tulcea. Nach einer Woche voller intensiver Aufgaben wurden wir nun um unsere Expertenmeinung gebeten. Wir sollten die Ausstellungen verschiedener ethnischer Gruppen kritisch bewerten und Verbesserungsvorschläge einbringen. Zudem wurden wir aufgefordert, zu analysieren, was in der gesamten Konzeption der Ausstellungen fehlte und was bereits erfolgreich umgesetzt wurde. Die Ideen und Vorschläge waren nicht nur interessant und kreativ, sondern auch innovativ und zukunftsorientiert.
Die nächste Station war die ehemalige deutsche Siedlung Malkotsch, die 1843 neu gegründet wurde. Ziel des Besuchs war die deutsche katholische Kirche, die heute leider in Ruinen liegt. Es gibt viele Bemühungen, diese Kirche zu retten und wieder aufzubauen, doch die Realisierung dieser Projekte ist aufgrund der hohen Kosten und des großen Aufwands schwierig. Dieser Besuch verdeutlichte uns, wie fragil das historische Gedächtnis ist und wie wichtig es ist, es kontinuierlich zu pflegen. Um eine gemeinsame Zukunft zu gestalten, müssen wir sowohl unsere gemeinsame Geschichte als auch unsere individuelle Vergangenheit bewahren.
Zum Abschluss des Projekts bekamen alle Teilnehmer die Teilnahmebestätigungen am historischen Ort, dem Unabhängigkeitsdenkmal der Dobrudscha hoch über Tulcea, von Heinz-Jürgen Oertel überreicht. Diese werden zusammen mit den vielen Fotos und Erlebnissen eine bleibende Erinnerung an die schönen und lehrreichen Projekttage sein.
7. Tag: Ein letzter Rundgang durch die Geschichte und Kunst Bukarests
Am Tag der Abreise begannen wir unseren Rundgang durch die lebendige Hauptstadt Bukarest und besuchten bedeutende historische Monumente im Herzen der Stadt. Ein besonders beeindruckender Ort war der ehemalige Sitz des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, von dessen Dach Diktator Nicolae Ceaușescu während der Revolution von 1989 mit einem Hubschrauber zu fliehen versuchte. Diese dramatische Szene markierte den Beginn seines Sturzes und symbolisierte das Ende einer jahrzehntelangen Ära kommunistischer Herrschaft in Rumänien. Der Versuch zu entkommen und seine spätere Verhaftung führten nur Tage später zu seinem Gerichtsverfahren und seiner Hinrichtung.
Ein besonderes Highlight unseres letzten Tages war der Besuch des Bukarester Kunstmuseums, der Galeria Națională. Untergebracht im ehemaligen Königspalast, beherbergt das Museum eine beeindruckende Sammlung rumänischer Kunst vom Mittelalter bis zur Moderne. Dr. Heinke Fabritius, Kulturreferentin und Expertin, führte uns mit ihrer einzigartigen Art durch die Ausstellungen und verband dabei das in der Woche erworbene Wissen mit den gezeigten Kunstwerken. Ihre tiefen Einblicke in die Malereien machten die Werke lebendig und hinterließen bei uns allen einen bleibenden Eindruck.
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Die Nationalgalerie in Bukarest, kultureller Abschluss.
Georg Goldstein Schule
Unsere Abreise zum Flughafen erfolgte bei strömendem Regen – fast, als ob Bukarest uns mit einem dramatischen Abschied segnete. Dieser letzte Moment ließ uns reflektieren: Die Woche war voller neuer Eindrücke, Erkenntnisse und bereichernder Begegnungen. Mit den Koffern voller Erinnerungen und dem Geist voller Inspiration traten wir die Heimreise an, wissend, dass uns diese Erfahrungen lange begleiten werden und neue Türen der Erkenntnis geöffnet haben.
Bilder © Alexandros Ntinas, Georg-Goldstein-Schule, Lizenz CC BY-SA 4.0