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Schülerreise in die Dobrudscha 2025

Schüler der Georg-Goldstein-Schule ·
Vor dem Gymnasium Konstanza mit allen Schülern
Vor dem Gymnasium Konstanza mit allen Schülern

Auch im September 2025 hatten Lernende der Georg-Goldstein-Schule in Bad Urach erneut die Gelegenheit, sich über ein spannendes Treffen im Rahmen eines Jugendaustauschprojekts zu freuen. Sechs Schülerinnen aus Deutschland und sechs Studierende und Schüler aus der Ukraine kamen in Rumänien auch mit dortigen Schülern zusammen, um gemeinsam zu forschen und die kulturellen Besonderheiten ihrer drei Länder zu erkunden.

Tag 1 – Guten Morgen! Bună dimineața!

Mit besonderer Spannung und Vorfreude begann am 21. September 2025 das jährliche Austauschprojekt – ein Treffen von zwölf jungen Menschen, die mehr verbindet, als sie trennt: sechs Teilnehmende aus Deutschland und sechs aus der Ukraine machten sich auf den Weg, um gemeinsam zu lernen, zu diskutieren und Brücken zu bauen.

Für die ukrainischen Jugendlichen, die in Zeiten des andauernden Krieges ihre Heimat verlassen mussten, bedeutete diese Reise nicht nur eine Begegnung mit einer neuen Kultur, sondern auch eine kleine Atempause vom Alltag der Unsicherheit. Die deutschen Teilnehmenden wiederum brachten Offenheit, Empathie und den Wunsch mit, besser zu verstehen, was ihre Altersgenossen in dieser Zeit bewegt.

So wurde aus einer Gruppe Fremder innerhalb weniger Stunden eine Gemeinschaft des Dialogs und der Hoffnung – getragen von dem gemeinsamen Ziel, trotz aller Unterschiede Zukunft gemeinsam zu denken.

Mit diesen Worten – „Bună dimineața!“ – startete unsere Gruppe voller Energie
und Tatendrang in den ersten Tag des Austauschprojekts. Am 22. September 2025 begann das jährliche Austauschprogramm, an dem Schülerinnen, Schüler und Studierende aus der Ukraine (Odesa, Ismail, Arzys) und Deutschland (Bad Urach) teilnehmen – unterstützt vom Bessarabiendeutschen Verein.

Das sonnige Wetter begleitete uns bei der Erkundung von Bukarest und ließ die Kontraste der Stadt besonders lebendig wirken. Zwischen den Spuren vergangener Pracht alter, teils verfallener Gebäude und der modernen Architektur aus Glas und Beton reihen sich klassische rumänische Einfamilienhäuser – ein faszinierendes Nebeneinander verschiedener Epochen und Stile.

Besuch in der Deutschen Botschaft

Erfahrungsaustausch in der Deutschen Botschaft in Bukarest

Erfahrungsaustausch in der Deutschen Botschaft in Bukarest

Unser erstes Ziel war die Deutsche Botschaft, wo wir vom ständigen Vertreter Markus Teglas herzlich empfangen wurden. Besonders beeindruckend war die offene und lebendige Atmosphäre: Statt eines rein frontalen Vortrags entwickelte sich eine spannende Diskussion über Politik, Wirtschaft, Kultur und Bildung.

Wir erfuhren über die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Rumänien, über wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen, die Unterstützung der deutschen Minderheit und über internationale Austauschprogramme.

Die Teilnehmenden zeigten großes Interesse und stellten viele Fragen – von „Wie wird man eigentlich Botschafter?“ bis hin zu Themen wie der Nutzung von grünem Wasserstoff. Auch das rumänische Schulsystem mit deutschsprachigen Abteilungen, in denen Schüler gleichzeitig das rumänische und das deutsche Abitur ablegen können, stieß auf großes Interesse. Eine dieser Schulen besichtigte die Gruppe im Anschluss an den Botschaftsbesuch.

Stadterkundung und Reflexion

Am Nachmittag erkundeten wir die Stadt, sammelten Eindrücke, Informationen und neue sprachliche Erfahrungen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Bukarests prägten das Bild des Tages – und viele Fotos auf unseren Handys.

Zum Abschluss wurden drei Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Themen gebildet. Als kleine Reflexionsaufgabe sollte jedes Team aus den vielen entstandenen Fotos eines auswählen, das besonders gut zum Rahmenthema passte – und dieses begründen und präsentieren.

 Tag 2 – Frische Brise und Jugend

Der Morgen in Constanța begrüßte uns mit frischer Meeresluft. Gut gelaunt machten wir uns auf den Weg zum Gymnasium Mircea cel Bătrân National College, wo sich unsere Gruppe um weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer erweiterte: rumänische Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte.

Die Gastgeber empfingen uns herzlich und stellten ihre Schule. Besonders viel Spaß bereitete das Kennenlernspiel „Bingo“, bei dem wir Gemeinsamkeiten und Hobbys entdeckten.

Themen, die bewegen

Gruppenbesprechung im Gymnasium  Konstanza

Gruppenbesprechung im Gymnasium Konstanza

In der anschließenden Arbeitsphase wurde es ernsthafter: In gemischten Gruppen beschäftigten wir uns mit Themen wie Umweltschutz, Europa, Krieg und Migration. Innerhalb einer Stunde entstanden drei tolle Präsentationen, in denen die unterschiedlichen Perspektiven – deutsch, rumänisch und ukrainisch – sichtbar wurden. Die Diskussionen waren lebendig, respektvoll und inspirierend.

Geschichte und Identität

Nach einer kurzen Pause führte uns Heinke Fabritius, Kulturreferentin für Siebenbürgen, Bessarabien, Bukowina und Dobrudscha, durch eine spannende Geschichtsstunde. Anhand von Landkarten erklärte sie die Entstehung dieser Regionen, ihre ethnische Vielfalt und warum unser Projekt auch heute für die europäische Entwicklung so wichtig ist.

Karamurat – gelebte Multikulturalität

Die König Karl Moschee in  Konstanza

Die König Karl Moschee in Konstanza

Am Nachmittag erlebte die Gruppe Multikulturalität hautnah im Dorf Karamurat, heute Mihail Kogălniceanu, wo deutsche und tatarische Geschichte eng miteinander verbunden sind.

Unsere Führerin Andrea, selbst halb Dobrudschadeutsche und halb Aromunin, zeigte uns zunächst die deutsche katholische Kirche, die einst von deutschen Siedlern erbaut wurde und heute von der rumänischen Gemeinde genutzt wird.

Anschließend besuchten wir den alten Friedhof, auf dem nur noch vereinzelt deutsche Namen auf den verwitterten Grabsteinen zu lesen sind – ein stilles Mahnmal, wie wichtig Erinnerungskultur ist.

Im tatarischen Viertel besichtigten wir zudem die Moschee, eine neue, fünf Jahre alte und eine sehr alte, und danach den tatarischen Friedhof. Beide Gemeinschaften lebten hier über Jahrhunderte friedlich nebeneinander – ein beeindruckendes Beispiel für ein funktionierendes, multikulturelles Europa im Kleinen.

 Tag 3 – Constanța und Umgebung: Zwischen Welthandel, Stadtgeschichte und Erinnerung

Der zweite Tag in Constanța bot eine eindrucksvolle Mischung aus Wirtschaft, Kultur und Geschichte. Die Stadt am Schwarzen Meer zeigte sich uns aus ganz unterschiedlichen Perspektiven – vom internationalen Hafen über das Volkskundemuseum bis hin zu persönlichen Begegnungen.

 Ein Blick hinter die Kulissen des Welthandels

Überseehafen Konstanza

Überseehafen Konstanza

Wir begannen den Tag mit einer Führung durch den Hafen von Constanța, einer der größten Häfen Europas und der größte am Schwarzen Meer. Auf einer Fläche von rund 5.000 Hektar arbeiten etwa 11.000 Menschen. Seit Beginn des Ukrainekriegs spielt der Hafen eine zentrale Rolle für den weltweiten Getreideexport: Rund 25 Millionen Tonnen Güter werden jährlich umgeschlagen, darunter Millionen Tonnen ukrainischen Getreides – ein wichtiger Beitrag zur weltweiten Ernährungssicherheit.

Dank seines ausgedehnten Schienennetzes ist der Hafen hervorragend mit dem Landesinneren verbunden und dient als logistisches Bindeglied zwischen Europa und Asien – ein beeindruckendes Beispiel für die Verknüpfung von Infrastruktur, Wirtschaft und Geopolitik.

Kultur zum Anfassen: Workshop im Volkskundemuseum

Am Nachmittag besuchten wir das Volkskundemuseum Muzeul de Artă Populară, wo wir an einem interaktiven Workshop teilnahmen. Aufgabe war es, zwei Exponate auszuwählen, die thematisch zu Wirtschaft, Demokratie oder Bildung passten, und deren regionale Herkunft zu bestimmen.

Dabei reflektierten wir auch, welche Regionen Rumäniens im Museum vertreten sind – und wie kulturelle Minderheiten dargestellt werden. Diese Übung förderte nicht nur das historische Verständnis, sondern auch die Sensibilität für kulturelle Vielfalt.

 Stadtführung mit persönlicher Note

Im Anschluss führte uns eine rumänische Studentin der Ovidius Universität engagiert durch das historische Zentrum Constanțas. Ihre Erklärungen zur Architektur, Geschichte und Gesellschaft machten die Führung lebendig und persönlich – ein schönes Beispiel für gelebten interkulturellen Austausch.

Spurensuche in Cobadin – Erinnerung im Abendlicht

Alte deutsche Grabsteine

Alte deutsche Grabsteine

Am Abend besuchten wir das nahegelegene Dorf Cobadin, um das ehemalige deutsche Viertel zu erkunden. Einige Häuser sind noch im Originalzustand erhalten – mit roten Ziegeldächern und straßenseitigen Giebeln – und zeugen von der deutschen Siedlungsgeschichte der Region.

Wir besichtigten außerdem das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, auf dem viele Namen deutscher Herkunft zu finden sind. Diese Inschriften erinnerten uns an ein tragisches Kapitel: Deutsche Siedler, die als rumänische Soldaten gegen deutsche Truppen kämpften.

Auch der Besuch des deutschen Friedhofs war bewegend. Die verwitterten Grabsteine erzählen noch heute von den Lebenswegen und Schicksalen der einstigen deutschen Gemeinschaft in der Dobrudscha.

Der Tag in Constanța war weit mehr als ein Ausflug – er war eine Reise durch Geschichte, Gegenwart und Vielfalt.

Was die Schüler an den Tagen 4 bis 6 erlebt haben, erfahren Sie hier in Kürze. Bis dahin können Sie sich auf dem Youtube-Kanal der Georg-Goldstein-Schule das Video über die diesjährige Reise anschauen:


Dobrudscha - ein Modell für Europa? Schüleraustausch 2025