„Die Erinnerungen an Pfarrer Baumann und die Siedler aus Bessarabien werden nicht verloren gehen“
Dieses Versprechen erhielt ich am 18.10.2023 von Damian Kruczkowski aus der polnischen Stadt Konin. Und ich möchte gerne die Geschichte dazu erzählen.
Ich hatte mich zu der Reise nach Polen angemeldet, die Lore Netzsch und Valerij Skripnik nach einer längeren Pause für die Zeit vom 30. August bis zum 4. September 2023 organisiert hatten. Obwohl ich die Heimat meines Vaters Bessarabien schon viele Male besucht habe, hat mich die Ansiedlung im Warthegau bisher nicht wirklich interessiert. Es waren dann aber die Themenstellungen der Herbsttagung in Bad Sachsa 2022 und des Kulturtages in Stuttgart im März vergangenen Jahres, die mir diese Zeit näher brachten. Und da war ein Tagesziel der Reise der Besuch der evangelischen Kirche und der Kirchengemeinde in Konin, die mein Interesse weckten. Ich hatte mich in den vergangenen drei Jahren intensiv mit dem Heimatdorf Klöstitz und seinen Familien während der Lagerzeit in Thüringen und Sachsen beschäftigt. Bei dieser Arbeit habe ich nicht nur viel über diese Zeit erfahren, sondern auch über die Ansiedlung im Warthegau, die im Kreis Konin erfolgt war. Und dabei begegnete mir auch immer wieder der Pastor Immanuel Baumann, seine Betreuung der Klöstitzer Familien in den Umsiedlungslagern und seine Tätigkeit in der evangelischen Kirchengemeinde in Konin. Das alles hatte mich neugierig auf die Reise und den Besuch in Konin gemacht.
Wir besuchten die Städte Lodz und Posen und die Ansiedlungsdörfer im Warthegau sowie in Westpreußen. Die Städte etwas kennen zu lernen und von ihrer Geschichte zu erfahren, war sehr interessant. Und bei den Besuchen in den Ansiedlungsdörfern war es oft für die Betroffenen emotional und jeder hatte später eine interessante Geschichte zu erzählen. Ich möchte aber hier darauf verzichten und hoffe, dass anderen Teilnehmer aus der Gruppe noch von unseren gemeinsamen Reiseerlebnissen in unserem Mitteilungsblatt berichten.
Als wir ankamen, hatte der Gottesdienst bereits begonnen. Der Pfarrer Wunsz unterbrach und begrüßte uns herzlich. Später wurde darüber gesprochen, dass er uns schon zu Beginn erwartet hatte, hier waren wohl die Absprachen nicht so eindeutig gewesen. Nach Beendigung, wurden mit der Hilfe einer Dolmetscherin gegenseitige Grußworte ausgetauscht. Die Freude über den Besuch wurde von beiden Seiten betont und Lore Netzsch versprach, bei einer wiederholten Reise „pünktlich“ zum Gottesdienst zu kommen auch die Kirchengemeinde wieder zu besuchen. Danach nahmen wir gerne die Einladung der Gemeinde an und gingen hinüber zum Gemeindehaus. Hier erwartete uns Kaffee und Kuchen und es ergaben sich rege Gespräche, denn unter den Gemeindemitgliedern gab es doch einige, die deutsch sprechen konnten. Und wir spürten die Herzlichkeit der Menschen und die Freude über den Besuch auf beiden Seiten.
Wie schon in der Kirche, so sah ich mich auch hier im Gemeinderaum interessiert um. Ich hatte die Gedanken an Pastor Baumann in meinem Kopf sowie sein Leben und Wirken in Konin. Ich hatte erst kürzlich die Erinnerungsbücher von Arnulf Baumann gelesen und war nun auf „Spurensuche“. Fündig war ich geworden, als ich vor einer Auflistung der Pastoren stand, die in dieser Gemeinde gewirkt hatten. Immanuel Baumann war für die Zeit von 1941 bis 1945 mit aufgelistet, allerdings fand ich kein Foto von ihm in der dazugehörigen Bildergalerie.
Mit meiner Suche war ich wohl auffällig geworden, denn es gesellten sich zwei junge Männer zu mir. Es stellte sich dann heraus, dass beide in der Gemeinde sehr aktiv waren und sich für deren Geschichte interessieren. Damian Kruczkowski, Direktor der Stadtbibliothek von Konin, war hier in der Gemeinde verantwortlich für deren Archiv. Er brachte zum Ausdruck, dass sie kein Wissen über den Pastor Baumann haben und auch kein Foto von ihm besitzen und dies sehr bedauern.
Ja, und da konnte ich nun helfen und freute mich darauf, es zu tun. Wir tauschten unsere Visitenkarten aus und zurück im Heimatmuseum in Stuttgart, ging ich an die Arbeit. Ich fand Berichte über das Leben von Immanuel Baumann, eine gute Porträtaufnahme von ihm und Fotos von Konfirmationen aus seiner Zeit. Das alles schickte ich sehr schnell nach Konin und es wurde dankbar angenommen. Ein paar Nachfragen konnten noch geklärt werden und wir kamen auch auf die Erinnerungsbücher zu sprechen, die der Sohn Arnulf Baumann geschrieben hat und die erst vor einiger Zeit erschienen sind. Damian Kruczkowski sprach das Interesse an diesen Büchern aus und den Wunsch, diese für die evangelische Kirchengemeinde und die Stadtbibliothek von Konin zu erhalten.
Die Freude über das Interesse an dem
Pastor Immanuel Baumann, seiner Familie und seinem Wirken in Konin, sowie an
der Geschichte der Siedler aus Bessarabien habe ich in unserem Verein mit unserem Bundesgeschäftsführer Dr. Hartmut
Knopp geteilt. Für ihn gab es da nur eine Antwort: Dieses Interesse freut uns und
das unterstützen wir. Es gehen jeweils
zwei Bücher kostenlos an die Kirchengemeinde und die Stadtbibliothek in Konin.
Den Dank, den ich persönlich von Damian Kruczkowski erhalten habe, möchte ich aber gerne an Dr. Hartmut Knopp und den Verein weiter geben, für die erfahrene Unterstützung.
Liebe Sigrid,
Die Bücher sind gerade eingetroffen.
Vielen Dank! Sie sind wunderschön veröffentlicht und enthalten sicherlich viel wertvolles Dokumentationsmaterial.
Ich bin Ihnen außerordentlich dankbar! Und ich verspreche, dass die Erinnerung an Pfarrer Baumann und die Siedler aus Bessarabien nicht verloren geht.
Ich bedanke mich noch einmal ganz herzlich bei Ihnen!
Grüße
Damian Kruczkowski
Dyrektor MBP w Koninie