Bauernmuseum in Friedenstal

Ins Leben gerufen durch Dr. h.c. Edwin Kelm (1928-2021), von 1982 bis 2004 Bundesvorsitzender der Bessarabiendeutschen Landsmannschaft, zeigt das Bauernmuseum in Friedenstal (Mirnopolje/Ukraine) seit dem 13. September 1998 authentisches bessarabiendeutsches Alltagsleben. So ist es für uns heutige Bessarabiendeutsche ein bedeutendes Kulturgut, das die Erinnerung an unsere Siedlungszeit in Bessarabien in besonders guter Weise dokumentiert. Auch für das kulturelle Gedächtnis der heute in Friedenstal und Bessarabien lebenden Menschen ist dieses Museum ein lebendiges Zeugnis der Siedlungsgeschichte der deutschen Bevölkerung in Bessarabien von 1812 bis zur Umsiedlung im Jahr 1940.
Entstehung des Museums
Was war für Edwin Kelm der Auslöser, ein Bauernmuseum in seinem Geburtsort Friedenstal zu schaffen? Er konnte das sehr renovierungsbedürftige Anwesen seiner Großeltern, 1868 durch seinen Urgroßvater errichtet, erwerben und zu einem Museum weiterentwickeln.
Er sanierte das Wohnhaus mit den beiden Wohnungen und er ließ das fehlende Wirtschaftsgebäude neu errichten. Dem Wohnhaus gegenüber baute er die Sommerküche wieder auf und in diesem Zusammenhang schuf er auch einen Zugang zu dem dazugehörigen Gewölbekeller, den, da sehr renovierungsbedürftig, er auch sanieren ließ. Zu jeder Hofstelle gehörte auch ein Brunnen. Wasser war so wichtig für Mensch und Tier. Und so war es für Edwin Kelm keine Frage, in der Mitte der Hofstelle den nicht mehr funktionsfähigen Brunnen neu auszuheben und ihn fachmännisch, historisch getreu, wieder herzustellen.
Museumskonzept
Eine der beiden Wohnungen wurde so eingerichtet, wie es zur der Zeit, als die Bessarabiendeutschen dort lebten, üblich war: mit Kleiderschrank, Tisch, Stühlen, Bett und natürlich den Wandbehängen. Der Herd wurde originalgetreu wieder aufgebaut und auch Geschirr und Kochgeräte sind entsprechend präsentiert. Alle Gegenstände sind Originale, die Kelms engagierte Mitarbeiter in Bessarabien in den umliegenden Dörfern noch gefunden haben.
Im Wirtschaftsgebäude sind die verschiedensten landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte ausgestellt. In manchen der Geräte sind sogar die Namen der bessarabischen Herstellerfirmen eingraviert.
Übereignung des Museums
Am 17. September 2009 um 17.30 Uhr – so ist es in unserem Archiv dokumentiert – übereignete Edwin Kelm sein Bauernmuseum dem Bessarabiendeutschen Verein. Diese Übergabe in Form einer Schenkung von Edwin Kelm an unseren Verein fand im Bezirksnotariat in Akkerman statt und der damalige Bundesvorsitzende Ingo Rüdiger Isert durfte die Schenkungsurkunde in Empfang nehmen. In seiner Rede zur Schenkung des Bauernmuseums an den Bessarabiendeutschen Verein e.V. sagte Herr Isert: „Das Edwin Kelm Museum, die anfangs erwähnte ideelle Tochter, ist jetzt, fast auf den Tag genau nach 11 Jahren eine legitime Tochter des Bessarabiendeutschen Vereins geworden. Es ist eine gute Ergänzung: Wo wir in Stuttgart nur Modelle zeigen können, stehen in Friedenstal Originale, ob das nun eine Putzmühle, ein Dreschstein, oder gar ein ganzer Bauernhof ist.“
Durch die Kriegsereignisse seit Februar 2022 ist es still um das Bauernmuseum in Friedenstal geworden. Reisen dorthin sind derzeit nicht anzuraten. Wir sind uns sicher, dass wir, wenn wieder Frieden in der Region sein wird, die alten Kontakte wieder aufnehmen und auch die museale Präsentation dort überarbeiten können.
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Schild am Museumseingang
Bessarabiendeutscher Verein e.V.