„Unser neues Museum“

Matthias Busch
Nachdem eine Eröffnungsfeier und sieben offene Sonntage hinter uns lagen, hatten bereits etwa 300 Personen unsere neu gestaltete Dauerausstellung gesehen. So hatten wir einen kleinen, aber desto gemütlicheren Kulturtag mit immerhin noch 50 Gästen, um noch einmal unser neues Museum zu feiern.
Zur Einstimmung standen „Weltliche und geistliche Gedanken zum ländlichen Leben in Bessarabien“ auf dem Programm. Olaf Schulze trug einen zeitgenössischen Bericht über die religiös motivierte Gründung Saratas im Jahr 1822 vor und setzte ihn in Beziehung zu dem Bibelvers aus Offenbarung 21,1–2: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann“.
In Bessarabien gab es für die Kolonisten tatsächlich einen „neuen Himmel“ und eine „neue Erde“. In ihrer Arbeit sahen sie einen stillen Gottesdienst in Gottes Schöpfung, der zufrieden macht, so auch in dem Gedicht „Heimkehr vom Felde“ von Gertrud Knopp-Rüb.
Brigitte Bornemann führte den Gedanken weiter mit persönlichen Erinnerungen an die Lebensart der Bessarabiendeutschen.
Dann sprach Frau Dr. Heinke Fabritius, Kulturreferentin bei der Kulturstaatsministerin für Siebenbürgen, den Karpatenraum, Bessarabien und die Dobrudscha. Zunächst ging sie auf die Herausforderungen eines Heimatmuseums der Vertriebenen ein. Es muss per se „am falschen Ort“ errichtet werden, nämlich nicht in der alten Heimat, die es darstellen will, und mit den zufällig aus Umsiedlung und Flucht herübergeretteten Exponaten. Den Bessarabiendeutschen Verein beglückwünschte sie dafür, dass es ihm in beispielgebender Weise gelungen sei, diese Herausforderungen zu meistern. Dann berichtete sie von ihrer Reise nach Bessarabien, die sie im letzten Jahr mit ERMSTAL HILFT unternommen hatte. Beeindruckt war sie u.a. von den Ortsmuseen, die seit dem Ende der Sowjetunion sehr viel freier ihre multiethnische regionale Geschichte erzählten – auch diese Museen und ihr Beitrag zur europäischen Integration seien durch die Ziele des russischen Angriffskriegs bedroht. Frau Dr. Fabritius ermutigte uns, die begonnene Kooperation mit den bessarabischen Ortsmuseen weiter auszubauen.
Brigitte Bornemann stellte die in Arbeit befindliche neue Website und die Präsentation des Museums darin vor. Olaf Schulze erläuterte das Geschichtenerzählen als das Darstellungsprinzip der neuen Dauerausstellung. Besondere Erwähnung verdient noch die Geschichte um unseren Musiker. Baldur Widmer, Student an der Musikhochschule Stuttgart, begleitete den Kulturtag sehr gekonnt mit traditionellen und modernen Stücken auf dem Kontrabass. Unverhofft traf er bei uns seinen Cousin Erik Widmer, den er lange nicht gesehen hatte. Erik Widmer kam in seiner Zimmermannskluft, denn er ist „rechtschaffen fremder Zimmergeselle“, wird ab Mitte April auf die Walz gehen und für mindestens 3 Jahre und 1 Tag auf zünftiger Wanderschaft sein. Beide sind Nachfahren des berühmten Duma-Abgeordneten, Bauern und Zimmermanns Andreas Widmer (1856–1931) aus Wittenberg. Die Überraschung der beiden war groß, doch sind solche Begegnungen bei den Bessarabertreffen gar nicht selten.
Der Nachmittag klang aus mit Führungen in der Dauerausstellung und angeregten Gesprächen bei Kaffee und Hefezopf.