Neujahrsempfang am Sonntag, 16. Februar 2025

Matthias Busch
Auch wenn das neue Jahr schon einige Wochen alt war, als der Bessarabiendeutsche Verein am Sonntag, den 16. Februar 2025 zu seinem Neujahrsempfang lud, sammelte sich eine ganz ansehnliche Schar von 60 Gästen im Großen Saal des Heimathauses in Stuttgart. Ein abwechslungsreiches Programm, anschließender Kaffee und Kuchen sowie anregende Gespräche ließen den Nachmittag verfliegen. Außerdem war es der 3. Sonntag des Monats, so dass das Museum im Rahmen der seit einiger Zeit regelmäßig stattfindenden Sonntagsöffnungen mit einer Führung um 15 Uhr durch Kurator Olaf Schulze geöffnet war.
Der offizielle Teil des Neujahrsempfangs begann um 14 Uhr mit dem „Türkischen Marsch“ von Mozart, den die kurzfristig eingesprungenen „Stuttgarter Saloniker“ virtuos präsentierten. Patrick Siben am Klavier und Delphine Henriet mit Violoncello, Violine und Gesang überraschten uns mit sehr stimmigen konzertanten Beiträgen. Ebenso begleiteten sie den Gemeindegesang zur Andacht.
Bundesvorsitzende Brigitte Bornemann ging in ihrer Begrüßung kurz auf das Gedenkjahr „80 Jahre Flucht und Vertreibung“ ein, dem der thematische Teil des Neujahrsempfangs gewidmet war. Sie schlug den Bogen von der Flucht der Bessarabien- und Dobrudschadeutschen im Januar 1945 über die Schicksale der anderen deutschen Volksgruppen im Osten zu den geflüchteten Ukrainern aus Bessarabien, die als Gäste anwesend waren.
Lore Netzsch hielt die Andacht zu der Jahreslosung „Prüfet alles und behaltet das Gute!“ (Thess. 5,21), die sie als einen Aufruf zu Toleranz ebenso wie zu einem klaren inneren Wertekompass auslegte.
Aus aktuellem Anlass wurde ein Programmpunkt eingefügt: Brigitte Bornemann erinnerte an den kürzlich verstorbenen Alt-Bundespräsidenten Horst Köhler, der bessarabische Wurzeln hatte und dem Bessarabiendeutschen Verein herzlich verbunden war. Der Nachruf erschien im MB 03-2025 S. 22.
Als Grußwortredner waren Vertreter anderer Vertriebenenverbände eingeladen. BdV-Landesvorsitzender Hartmut Liebscher brachte Grüße vom Bund der Vertriebenen Baden-Württemberg und sprach über die Flucht seiner Familie aus Pommern. Petra Lorinser vom Bund der Danziger berichtete über das Kriegsende in der alten deutschen Hansestadt Danzig, deren Einwohner zuvor niemals geglaubt hätten, dass auch sie ihre Stadt würden verlassen müssen. Schließlich berichtete Jürgen Harich, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Donauschwaben, von dem Schicksal seiner Volksgruppe, die nach dem Krieg noch lange Jahre in Zwangsarbeit und in Hungerlagern leiden musste. Die Zuhörer hatten zuvor meist wenig davon gehört und zeigten ihr Mitgefühl.
Dann hielt Hartmut Knopp seinen Vortrag „Die Flucht der Bessarabien- und Dobrudschadeutschen aus Westpreußen und dem Warthegau“. Er schilderte die auch in unserem Museum ausgestellten entsetzlichen Tragödien: der überstürzte Aufbruch nach Westen, meist mit Pferd und Wagen, unter Beschuss und in tödlicher Kälte, wochenlang unter Aufbietung der letzten Kräfte; Kinder und Alte, die die Strapazen nicht überlebten. Wer von der Front überrollt wurde, kam in polnische oder russische Lagerhaft. Zur historischen Einordnung erläuterte Harmut Knopp die „Geschichte vor der Geschichte“, den Hitler-Stalin-Pakt von 1939, in dessen Gefolge ein Teil der „Volksdeutschen“ ins eroberte Polen umgesiedelt wurde, und den Bruch dieses Nichtangriffspakts durch den deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941. Der Vernichtungskrieg, mit dem die deutsche Wehrmacht die osteuropäischen Völker überzog, fiel wenig später durch den Hass der zuvor Gejagten auf die deutsche Zivilbevölkerung zurück. Eine ausführliche Darstellung steht unter dem Titel „Der Generalplan Ost“ im MB 03-2025 auf Seite 12.
Nun folgte ein Punkt, auf den unser Verein (mit Pausen) seit zwei Jahren hingearbeitet hatte: die Eröffnung unserer neuen Website. Brigitte Bornemann erläuterte die übersichtliche Struktur, machte auf die verbesserte Suchfunktion aufmerksam und auf das neue Artikelarchiv, in dem Nachrichten dauerhaft gespeichert sind. Anne Seemann, die nicht persönlich anwesend sein konnte und deswegen per Webkonferenz hinzugeschaltet war, führte das Publikum durch den neuen Online-Shop, der den Kunden eine übersichtlichere Präsentation und mehr Datensicherheit bietet.
Anschließend sangen die Gäste noch gemeinschaftlich „Kein schöner Land“ und beschlossen den Nachmittag mit Kuchen und „Schwätza“.