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Besuch von Bundespräsident a.D. Horst Köhler im Heimathaus

Brigitte Bornemann · 02. Juni 2022
Stehempfang. Hartmut Knopp,  Brigitte Bornemann, Horst Köhler,  Ingo Isert
Stehempfang. Hartmut Knopp, Brigitte Bornemann, Horst Köhler, Ingo Isert

Am 6. Mai 2022 erwartete das Dokumentationszentrum der Deutschen aus Bessarabien und Dobrudscha in Stuttgart hohen Besuch. Bundespräsident a.D. Prof. Horst Köhler hatte sich angemeldet, um mehr über seine bessarabiendeutsche Herkunftsfamilie in Erfahrung zu bringen. Beim Empfang waren etwa 20 Personen anwesend, Mitarbeiter des Hauses und Mitwirkende im Biografien-Projekt der Historischen Kommission, die zu einem Praxisworkshop angereist waren. In seiner Familie sei nicht viel über die alte Zeit gesprochen worden, erläuterte Prof. Köhler in einer kurzen Ansprache. Erst als seine Kinder mehr über die Familiengeschichte wissen wollten, sei ihm der Mangel bewusst geworden.

Ein zweites Thema, das den Bundespräsidenten besonders interessierte, waren unsere Einsichten zum Krieg in der Ukraine. Simon Nowotni gab Auskunft über die Situation in Bessarabien und veranschaulichte mit Fotos die humanitäre Hilfe des Projekts ERMSTAL HILFT.

Bei einem Rundgang durch das Haus wurden weitere Arbeitsschwerpunkte des Vereins thematisiert. An der Gedenkstätte der Verschwundenen Umsiedler kam das Gespräch auf die Ansiedlung der Bessarabiendeutschen im eroberten Polen, bei der die Familie Köhler in dem besonders gefährdeten Generalgouvernement unterkam. Hartmut Knopp skizzierte den historischen Hintergrund, die nationalsozialistische Politik der Osterweiterung. Brigitte Bornemann erläuterte das Vorgehen der Historischen Kommission bei der Aufarbeitung der NS-Zeit. Bei einer Kurzführung durch die Dauerausstellung stellte Ingo Isert die Geschichte der Bessarabiendeutschen seit der Auswanderung aus Württemberg Ende des 18. Jahrhunderts vor.

Im Archiv im 3. OG stand nun der Hauptzweck des Besuchs, die Erforschung der Familie Köhler aus Ryschkanowka, Bessarabien, im Fokus. Renate Kersting zeigte die bessarabiendeutsche Spezialbibliothek. Martha Betz ging auf den Quellenfundus der Familienkunde ein und überreichte Kopien u.a. von Dokumenten zur Eheschließung der Eltern von Prof. Köhler. Im Archivraum hatte Sigrid Standke unsere Sammlung zur Familie Köhler ausgelegt. Hier hatte Prof. Köhler noch gut eine halbe Stunde Zeit, das Material selber zu sichten.

Fazit war, dass unser Dokumentenbestand zur Familie Köhler sich in den letzten Jahren nicht wesentlich erweitert hat. Bereits im Jahr 2004 hatte Ingo Isert dem damals neu gewählten Bundespräsidenten anlässlich seines Antrittsbesuchs in Stuttgart ein Dossier über seine Familiengeschichte überreicht. Überraschend war damals die Erkenntnis, dass die Vorfahren der Familie Köhler nicht aus Württemberg stammten, sondern aus der Pfalz, und über Galizien nach Nordbessarabien eingewandert waren. Um neue Erkenntnisse zu gewinnen, müsste man das Material mit vertiefenden Forschungsfragen untersuchen. Die Möglichkeiten unseres Archivs hat Bundespräsident a.D. Horst Köhler nun kennengelernt und wird sicher darauf
zurückkommen.