Prof. Siegmund Ziebart 95 Jahre

privat
Siegmund Ziebart wurde am 27. Oktober 1927 als zweiter Sohn von Alfred und Pauline Ziebart geb. Schaalo in Arzis, Bessarabien, geboren. Sein Vater war Landwirt und Lehrer, und auch Siegmund sollte eine akademische Laufbahn einschlagen. Doch in der Wernerschule in Sarata waren ihm nur zwei Jahre vergönnt, bis mit der Umsiedlung „Heim ins Reich“ alle persönlichen Pläne hinfällig waren. „Die Umsiedlung war das eigentliche Trauma der Bessarabiendeutschen“, sagt Siegmund Ziebart, wenn er über sein Leben nachdenkt. Danach kam noch Vieles. Soldat, Entlassung aus englischer Kriegsgefangenschaft nach Stuttgart, wo sich die Familie wieder sammelte. Abitur 1947, dann Mechanikerlehre mit Gesellenprüfung, da Studienplätze in der Nachkriegszeit nicht verfügbar waren. Studium des Lehramts für berufsbildende Schulen an der TH Stuttgart mit erster und zweiter Lehramtsprüfung. Eine erste Anstellung als Assessor an der Berufsschule in Maulbronn erlaubte die Gründung einer Familie mit Ehefrau Leonide geb. Hämmerling. Ab 1965 Einsatz in der Entwicklungshilfe, Aufbau von Berufsschulen in Somalia, Addis Abeba und Santiago de Chile. Nach sechs Jahren, als der Schulbesuch der drei Kinder dies erforderlich machte, Rückkehr nach Deutschland. Zunächst Referent im Entwicklungshilfeministerium in Frankfurt, dann Aufbau des Berufsgrundbildungsjahrs in Württemberg. Ernennung zum Professor und stellv. Direktor des Seminars für Studienreferendare in Karlsruhe, Lehrbeauftragter für Berufspädagogik und Didaktik an der Universität Karlsruhe, zwischenzeitig Auslandseinsätze in Tansania.
Dieser beeindruckende Lebenslauf hat Siegmund Ziebart nicht gehindert, sich ehrenamtlich in den Organisationen der Bessarabiendeutschen zu engagieren. Er war Vorsitzender des Heimatausschusses Arzis und seit 1991, noch vor der Pensionierung, Mitglied der Bundesversammlung und des Bundesvorstands der Landsmannschaft.
Sein tiefes technisches und politisches Verständnis hat er in viele Projekte eingebracht, u.a. die Renovierung der Kirche in Sarata 1996. Dabei hat er sich nie in den Vordergrund gespielt, es wird nicht viel über ihn geschrieben, die hier zusammengefassten Daten stammen aus einer Hommage seiner Base Gertrud Knopp-Rüb zu seinem 70. Geburtstag im Mittelungsblatt vom 4.12.1997. Er hat eine Biografie seines Onkels Karl Rüb verfasst, eine Artikelserie im Mitteilungsblatt über die Landwirtschaft in Bessarabien, einen Satz CDs mit Powerpoint-Vorträgen zur Geschichte der Bessarabiendeutschen, die inspirierende Einsichten enthalten.
Anfang Dezember fuhr ich mit Hartmut Knopp, seinem Neffen, zum Ehepaar Ziebart nach Maulbronn, um nachträgliche Geburtstagswünsche zu überbringen und einmal in Ruhe zu reden. Wir kamen nicht auf seinen Lebenslauf zu sprechen, denn binnen kurzem waren wir in eine Diskussion der Ansiedlung in Polen vertieft, die gerade Thema in Bad Sachsa gewesen war.
Wir kamen überein, dass Siegmund Ziebart beim Kulturtag in Stuttgart am 26. März zum selben Thema den Einführungsvortrag halten wird. In seinem hohen Alter hält er immer noch gerne und mitreißende Vorträge. Er ist einer der letzten Wissensträger der Erlebnisgeneration und der Organisationen der Bessarabiendeutschen, von dem ich noch viel erfahren möchte. Wir wünschen Siegmund Ziebart und seiner Frau Leonide, die kürzlich ihre Eiserne Hochzeit feiern durften, noch viele gute, gesunde Lebensjahre.