Egon Sprecher zum Achtzigsten
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In gewisser Hinsicht ist der Bessarabiendeutsche Verein ein wohlhabender Verein. Sein Reichtum besteht nicht unbedingt im Materiellen, obwohl wir natürlich stolz auf unser Heimathaus, unser Archiv und Museum und unsere Stiftungen sein können. Der Reichtum besteht in seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern, die das Vereinsleben erst ausmachen und prägen. Manche können sich aus persönlichen Gründen nur bei bestimmten Veranstaltungen oder zu bestimmten Zeiten einbringen, es gibt aber auch Menschen wie Egon Sprecher, die sich in hohem Maße für die Anliegen und Ziele des Bessarabiendeutschen Vereines engagieren.
Egon Sprecher wurde als fünftes Kind des Schreinermeisters Christian und Emilie geb. Wiege aus Leipzig/ Bessarabien geboren. Im Rahmen der Umsiedlung kamen viele Bewohner des Ortes in ein Umsiedlungslager in Leipzig/ Sachsen und von dort wurde die Familie Sprecher im Dorf Rößlingen, Kreis Kosten im Warthegau angesiedelt. Ihr rechtschaffenes Verhältnis zu den enteigneten Vorbesitzern des ihnen zugeteilten Hauses ermöglichte in späteren Jahren gute Kontakte zu dieser Familie; deren Tochter lebte einige Zeit in Hofgeismar bei Sprechers.
Am 30. April 1943 kam Egon Sprecher zur Welt, wenige Wochen bevor sein Vater zur Wehrmacht einberufen wurde.
Die Flucht aus dem Osten führte die Mutter mit ihren Kindern nach Liebenau in Nordhessen, wo Egon Sprecher aufwuchs. Erst 1947 wurde sein Vater aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen und die Familie war wieder vereint.
Lange Jahre arbeitete Egon Sprecher als Jurist. Mit seiner Frau Helga hat er eine Tochter und zwei Enkelinnen, die in Stuttgart wohnen. Heute lebt das Ehepaar Sprecher in Hofgeismar bei Kassel, weit weg von Stuttgart, aber gegen Ende seiner beruflichen Tätigkeit war er zunehmend mit dem Bessarabiendeutschen Verein verbunden.
In den Jahren 2011, 2015 und 2019 wurde Egon Sprecher als Vertreter des Landes Hessen in die Delegiertenversammlung des Bessarabiendeutschen Vereines gewählt und war auch von 2015 bis 2023 als stellvertretender Bundesvorsitzender im engeren Vorstand des Vereines. Er leitete unter anderem die Fachausschüsse: Heimatgemeinden, Kultur und Völkerverständigung sowie Schiedsfragen und war in der „Stiftung Bessarabien“ als stellvertretender Stiftungsvorsitzender tätig. Im Archiv waren wir stets für seine Expertise in unserer Münz- und Briefmarkensammlung dankbar. In den letzten Jahren hat er sich vor allem um die Neuformulierung der Satzung unseres Vereines gekümmert.
Es war Egon Sprecher ein großes Anliegen, nach der Wende in Osteuropa Kontakte nach Bessarabien und vor allem nach Polen aufzubauen. Das Ehepaar Sprecher unternahm zahlreiche Reisen nach Polen, und oft waren polnische Jugendliche und Erwachsene im Hause Sprecher zu Gast.
Egon Sprecher gehört nicht zu den lauten und polternd auftretenden Funktionären im Verein. Seine stille Art, gepaart mit hoher Sachkenntnis, verschaffte ihm große Anerkennung bei allen Mitarbeitern. Dabei wurde immer auch der christlich geprägte Hintergrund seines Lebens sichtbar; bei vielen Veranstaltungen hat er die Andacht zum Tage übernommen. Ein Kreuz ist das Erste, was man über seinem Schreibtisch sieht, wenn man sein Arbeitszimmer betritt.
Der Ukrainekrieg hat das Ehepaar Sprecher erschüttert, aber sofort auch zu Hilfsmaßnahmen motiviert. Künftig wollen sie Hilfsmaßnahmen für Bekannte in Bessarabien und die Verbindung mit ihnen intensivieren.
Als stellvertretender Bundesvorsitzender möchte Egon Sprecher im Sommer 2023 ausscheiden. Der Bessarabiendeutsche Verein dankt ihm sehr für all sein Engagement und sein Mitwirken in den vergangenen Jahren.
Wir wünschen dem Jubilar zu seinem 80. Geburtstag alles Gute, Gesundheit und noch viele gute Jahre im Kreis seiner Familie.