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David Aippersbach 90 Jahre

Anne Seemann · 08. März 2024
David Aippersbach
David Aippersbach

Obwohl David Aippersbach mein (indirekter) Amtsvorgänger hier beim Mitteilungsblatt ist, hatten wir bisher nur wenige gemeinsame Gespräche. Dass ich diese Geburtstagslaudatio schreiben konnte, ist so vor allem der Mithilfe seiner Tochter Andrea Aippersbach zu verdanken, die mich mit seinen wichtigsten Lebensdaten versorgte.

Mir persönlich das erste Mal aufgefallen war David Aippersbach in Bad Sachsa 2018 auf meiner ersten Herbsttagung, als er sich sehr energisch zu einem Vortrag äußerte. Auch bei späteren Gelegenheiten habe ich ihn als sehr bestimmt und korrekt wahrgenommen. Als jemanden, der immer bestrebt ist, genau hinzuschauen, zu verstehen, zu wissen.

Geboren wurde David Aippersbach am 08.03.1934 als fünftes von acht Kindern in Hoffnungstal/ Bessarabien, wo auch schon seine Eltern Daniel und Anna Aippersbach, (geb. Schott) geboren worden waren. Mit der Umsiedlung im Oktober 1940 begann für ihn eine Zeit der Umbrüche. Die erste Station war ein Lager in Chemnitz, im Gasthaus „Reichels Neue Welt“, wo er mit seiner Familie bis 1941 untergebracht war. Dort erfolgte seine Einschulung in der bessarabiendeutschen Lagerschule, die er jedoch nicht lange besuchen konnte. Denn noch im selben Jahr wurden die Kinder in die vormalige Heilanstalt, zu dem Zeitpunkt NS-Vernichtungslager, Pirna Sonnenstein gebracht. Grund war angeblich eine Augen-Behandlung, doch vermutlich war es eine politische Drohung gegenüber dem Onkel von David Aippersbach, Immanuel Aippersbach, und dessen Familie.

Diesem schrecklichen Erlebnis schlossen sich weitere Lageraufenthalte an, bis dann erst im Herbst 1943 die Ansiedlung in Zdanow/Zdanowek in Polen (Kreis Zamosc) erfolgte. Auch dort hatte die Familie nicht viel Zeit, sich einzurichten. Schon im folgenden Jahr musste sie fliehen und landete in der Nähe von Lublin. Wieder wenige Monate später, im Herbst 1944, kam David Aippersbach zusammen mit seiner eineinhalb Jahre älteren Schwester Maria und seiner Cousine Ella Singer im Rahmen der Kinder-Landverschickung auf die Internatsschule in Schüttenhofen/Sušice in Tschechien. Als sie von dort im März 1945 gemeinsam mit den anderen Schülern und Lehrern flohen, mussten sie dies mitten in der Nacht zu Fuß bei Eis und Schnee tun.

Das Kriegsende erlebte David Aippersbach in Schöllnach im Kreis Deggendorf in Bayern. Er kam dort bei einer katholischen Bauern-Familie unter, allerdings getrennt von seiner Schwester Maria und seiner Cousine Ella Singer. Erst viele Monate später – im Spätsommer 1945 – sollte der damals Elfjährige David Aippersbach wieder mit seiner Familie in Valdorf/Ost in Nordrhein-Westfalen vereint sein. Ganz in der Nähe, in Knetterheide, Kreis Herford, ließen sie sich nieder und dort bauten die Eltern Aippersbach gemeinsam mit der Hilfe ihrer Kinder im Jahr 1956 ein Haus.

Wegweisend für den weiteren Lebensweg David Aippersbachs war ein Unfall im Jahr 1947, bei dem er sich das Knie verletzte. Er musste deswegen nicht nur mehrere Operationen über sich ergehen lassen, sondern konnte auch die geplante Maurer-Lehre nicht anfangen. Stattdessen hatte er das Glück, die Aufnahmeprüfung für das Internat in Bethel zu bestehen, wo er 1948 seine weitere Schulbildung begann und in seiner Freizeit mit der Evangelischen Jungenschaft (Bibelkreis) mit Gitarre und Kohte in die Senne zog. 1954 bestand er das Abitur und nahm ein Lehramtstudium in Bielefeld auf. Sein Ziel war nun ein Lehramtstudium in Bielefeld an der pädagogischen Akademie. Er machte dort 1956 seinen Abschluss als Lehrer und blieb dem Beruf bis zu seiner Pensionierung 1994 treu. Eine wichtige Weiterbildung war für ihn 1965 ein Studium der Sonderpädagogik in Dortmund, denn es war ihm immer schon wichtig gewesen, sich für benachteiligte Personen einzusetzen. Nach dem Abschluss hatte er mehrere Posten als Sonderschullehrer inne, wurde an der Schule in Espelkamp zum Konrektor befördert und kam schließlich im Jahr 1976 nach Clausthal-Zellerfeld als Rektor der Sonderschule und Internat Voigtslust (Stephansstift). In Clausthal-Zellerfeld baute er nach vielen Umzügen ein Haus für seine Familie.

Seine Frau lernte er im Dezember 1964 auf einer Lehrerfortbildung für Handpuppenbau auf dem Jugendhof Vlotho kennen. Nur ein Jahr später verlobte er sich mit Anna Kuen in Norden/ Ostfriesland und heiratete sie am 30.09.1966. Das Paar hat zwei Töchter: Ute Daniela (1967) und Andrea (1971).

Sein Leben lang war David Aippersbach dem Glauben tief verbunden gewesen, verbrachte die Jahre 1960 bis 1963 in der Ökumenischen Kommunität Imshausen, wo er sich der Kinderbetreuung und Landwirtschaft widmete, und engagiert sich heute noch in der Evangelischen Akademikerschaft.

Auch seine Heimat Bessarabien ließ ihn nie los. Er reiste häufig ans Schwarze Meer, lernte Land und Leute kennen und lernte viel über die Geschichte. Seit seinem Ruhestand widmete er sich dem Thema intensiver, absolvierte ein Senioren-Studium im Fach Geschichte an der Georg-August-Universität Göttingen und besuchte viele Veranstaltungen der Bessarabiendeutschen, aber auch anderer Vertriebenenverbänden wie den Russlanddeutschen.

Dort knüpfte er viele Kontakte und begann auch, sich aktiv im Bessarabiendeutschen Verein zu engagieren. 13 Jahre lang, von 1998 bis 2011, war er Schriftleiter des Mitteilungsblattes. Als er seinen Posten schließlich abgab, schrieb Günther Vossler anerkennend zum Abschied: „Dies gehört überhaupt zu den Stärken von David Aippersbach, dass er die Gabe besitzt, Menschen anzusprechen und sie für eine Aufgabe zu begeistern.“ Als Vorsitzender des Fachausschuss Presse war David Aippersbach 2006/2007 maßgeblich an der Neugestaltung des Mitteilungsblattes beteiligt.

Seine wohl nachhaltigste Bemühung um den Verein war das Anstoßen und Mitbegründen der Historischen Kommission und die Kontaktvermittlung zu Susanne Schlechter, die er auf einer Veranstaltung in Bokel kennen lernte. Das Ansinnen war, die Geschichte der verschwundenen Umsiedler aufzuarbeiten, zu denen auch Immanuel Aippersbach gehörte.

Und schließlich, und dort schließt sich der Kreis, hat er sich engagiert bei der Herbsttagung in Bad Sachsa eingebracht. Viele, viele Jahre als Gast, aber im Jahr 2011 auch als Referent. Gemeinsam mit seinem Cousin Wilfried Schimke hielt er einen Vortrag zum Thema „Wie haben sich die Bessaraber in der DDR behauptet?“, den Erika Wiener heute noch als sehr gelungen in Erinnerung hat. Für seine Dienste um den Verein wurde David Aippersbach am 25.11.2011 im Heimathaus mit der goldenen Ehrennadel geehrt.

In den letzten Jahren hat David Aippersbach sich aus der aktiven Vereinsarbeit etwas zurückgezogen. Er verbringt nun gerne Zeit mit seinen Enkelinnen Friederike (2006), Antonia (2009) und Josefine (2011), singt mit ihnen die alten Fahrtenlieder am Kamin und liebt seinen Garten und die Natur. Er reist gerne und ist auch an Dingen wie Computer und Elektronik interessiert.

Lieber David Aippersbach, ich wünsche Ihnen zusammen mit dem Vorstand des Bessarabiendeutschen Vereins alles Gute zu diesem hohen Geburtstag, weiterhin gute Gesundheit und noch viel Freude an weiteren spannenden Themen, die es zu entdecken gilt.