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„Tarutino und Neu Wulmsdorf“

22. September 2025, 19:00 – 20:30 Uhr

Der Eintritt ist frei

Im Neubaugebiet bei der Lutherkirche wird zukünftig eine Straße auf den merkwürdigen Namen „Tarutinoer Straße“ hören. Dieser Straßenname ist weltweit einzigartig und wirft einige Fragen auf. Dieser Fragen nimmt sich Armin Hinz aus Neu Wulmstorf an. Er hält am Montag, 22.September um 19 Uhr einen Vortrag im Saal des Gemeindehauses der Lutherkirche (Bei der Lutherkirche 5). Der Eintritt ist frei.
Elf Jahre lang hat Armin Hinz darum gekämpft, dass es in Neu Wulmstorf eine „Tarutinoer Straße“ gibt. Endlich – am 27. Febr. 2025 – hat der Rat der Gemeinde eine solche Benennung beschlossen und eine konkrete Straße mit diesem Namen bedacht. Der Beschluss wurde gefasst gegen den erklärten Willen der CDU- und FDP-Gruppe, die einen Antrag für einen anderen Straßennamen eingebracht hatte (vgl. das zugehörige Protokoll: https://www.neu-wulmstorf.de/a...). Warum bringt jemand wie Armin Hinz diesen langen Atem auf und die Kraft, bis zuletzt gegen Widerstände zu kämpfen?
Und wer oder was ist Tarutino? Nun, Tarutino war der Hauptort unter den 150 deutschen Kolonistendörfern Bessarabiens im Schwarzmeergebiet zwischen dem Donaudelta und dem Dnjestr-Liman.
Aber warum brauchen wir einen solchen Straßennamen in Neu Wulmstorf? Nach dem Hitler-Stalin-Pakt wurde Bessarabien der Sowjetunion zugeschlagen. Die deutschen Kolonist*innen wurde vor die Wahl gestellt, zu gehen oder zu bleiben. Die meisten gingen. 1940 wurden sie umgesiedelt – hauptsächlich in den besetzten Teil Polens. Aus diesen Ansiedlungsgebieten mussten sie 1945 fliehen. Die Bessarabiendeutschen haben also eine doppelte Verlusterfahrung hinter sich; Neu Wulmstorf war einer der Orte, der sie in diesen Verlusterfahrungen auffing. Denn die Flucht führte sie nach Westen, und hier bildete unser Ort einen bessarabischen Siedlungsschwerpunkt. In den 1950er Jahren siedelten sich 70 Familien aus Tarutino in Neu Wulmstorf an und wurden hier heimisch.
Anlässlich des 200-jährigen Gründungsjubiläums von Tarutino hatte Armin Hinz im Februar 2014 bei der Gemeinde Neu Wulmstorf einen Antrag für eine „Tarutinoer Straße“ gestellt. Dass es nach vielen Umwegen und Ablehnung endlich eine „Tarutinoer Straße“ gerade in Sichtweite zur Lutherkirche geben wird, ist für Armin Hinz äußerst passend, war doch diese Kirche so etwas wie die „Filiale“ der Tarutinoer Kirche. In der Tat: Die Christ*innen aus Tarutino gehörten über Jahrzehnte zu den treuesten Besucher*innen der Lutherkirche. Sie waren der treibende Faktor zum Bau der Lutherkirche, ihre Kirchlichkeit, die ganz anders gelagert war als die typische norddeutsche Relation zu Kirche und Christentum, prägte die Lutherkirchengemeinde über Jahrzehnte und im Grunde bis heute. Dass es endlich eine „Tarutinoer Straße“ gleich neben der Lutherkirche geben wird, ist eine Verneigung vor dieser Aufbauleistung und Prägekraft der Bessarabiendeutschen – für die Lutherkirchengemeinde wie für den Ort Neu Wulmstorf insgesamt.

Weitere Informationen auf: Tarutino und Neu Wulmstorf - Vortrag von Armin Hinz (Mo., 22.09.2025, 19:00 - 20:30 Uhr) | Gemeinde Neu Wulmstorf

Gemeindesaal der Lutherkirche Neu Wulmstorf, Immenweg 23, 21629 Neu Wulmstorf, Deutschland