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Sparen in schweren Zeiten

Sigrid Standke · 24. April 2025
Im Dezember 1941 wurde das Sparkassen buch bei der Kreissparkasse Konin, Zweig stelle Peisern eingerichtet
Im Dezember 1941 wurde das Sparkassen buch bei der Kreissparkasse Konin, Zweig stelle Peisern eingerichtet
Elvira Timm, geb. Melchert im Jahr 1941  mit ihrem großen Bruder Paul

Elvira Timm, geb. Melchert im Jahr 1941 mit ihrem großen Bruder Paul

Es war während unserer Erinnerungsreise in das Ansiedlungsgebiet Wartheland im letzten August, als mir Elvira Timm, geb. Melchert, ihr Sparbuch aus ihren frühen Kindertagen zeigte. Sie selbst war auf dem  Weg nach Rataje im Kreis Konin, dem Ort  der Ansiedlung ihrer Familie. Hier hatte sie, geboren in den letzten Wochen vor der Umsiedlung in Klöstitz, Bessarabien, ihre ersten Kinderjahre verbracht. Und hier hatten ihre Eltern bei der Sparkasse in Konin ein Sparbuch für sie angelegt, einen „Notgroschen für schlechte Zeiten“. Das angesparte Geld ist ihr in den Wirren des Krieges, der Flucht und des Neuanfang in der sowjetisch besetzten Zone ersatzlos verloren gegangen. Das Sparbuch aber hatte sie zur Erinnerung bis heute aufbewahrt. Nun fragte sie mich, ob unser Heimatmuseum an diesem Sparbuch Interesse hätte.

Ich sagte sofort ja zu diesem Angebot und das sogar aus gleich zwei Gründen. Es ist ein Dokument zu der Ansiedlungszeit unserer bessarabiendeutschen Familien in den besetzten Gebieten Polens. Es zeigt uns, dass in dieser schwierigen Zeit des Neuanfangs die Menschen offen waren für den Spargedanken und die Absicherung der Zukunft. Ein solches Zeitdokument habe ich bisher in unserem Archiv noch nicht gefunden.

Und der zweite Grund, als gelernte Bankkauffrau habe ich mein Berufsleben in den Sparkassen in Ost und West verbracht. So hat es mich überrascht zu sehen, dass sich das Sparbuch in der Zeit vor und nach dem Krieg im Aussehen nicht verändert hatte. In der DDR, die sich nie als Nach folgestaat des Vorkriegsdeutschland gesehen hat, hatte sich aber in den Sparkassen dieses Sparbuch erhalten. Noch während meiner ersten Berufsjahre Anfang der siebziger Jahre, hatten die verwendeten Sparbücher das gleiche Aussehen, wie dieses uns jetzt vorliegende aus dem Jahr 1941. Das war doch eine überraschende Feststellung für mich.

Dieses Sparbuch hat in der Zwischenzeit einen Platz in unserem Archiv gefunden und wir danken Elvira Timm, dass sie es uns überlassen hat.

Es wollte dann der Zufall, dass mir beim Besuch eines Museums in Lodz eine Werbung der damaligen Stadtsparkasse Litzmannstadt aufgefallen ist. Ein Aufruf an die Bevölkerung zum sparen, der natürlich auch an unsere bessarabiendeutschen Familien gerichtet war. Auch dieses Zeitdokument möchte an dieser Stelle vorstellen.

Zur besseren Lesbarkeit habe ich den Aufruf noch einmal abgeschrieben :

„Kaufen, nur um zu kaufen, Geld für nutzlose Dinge auszugeben, paßt nicht in unsere Zeit. Jede entbehrliche Mark muß eisern gespart werden.
Werde auch Du EISERNER SPARER bei der öffentlichen Sparkasse!
Jeder Lohn- und Gehaltsempfänger kann sich ein Eisernes Sparkonto errichten lassen. Das Konto ist nach dem Krieg mit 12-monatiger Wirkung kündbar. Eiserne Sparbeträge genießen höchsten Zinssatz, sie sind frei von Steuern und sozialen Abgaben.
Wir beraten Dich gern über die großen Vorteile, die das Eiserne Sparen Dir bringt.
Stadtsparkasse Litzmannstadt“

Und vor ein paar Wochen fand ich bei der Bearbeitung von Altbeständen eine weitere Kostbarkeit, die mich ebenfalls an mein Berufsleben erinnerte. Und auch hier gab es  Ähnlichkeiten zu einer Aufgabe meiner Tätigkeit, die mich überraschte.

Als Leiterin einer Geschäftsstelle gehörte es zu meinen Aufgaben, den Eltern von Neugeborenen die Glückwünsche der Sparkasse zu übermitteln. Dazu wurde ein kleines Geschenk übergeben und ein Gutschein im Wert von 5 DM, später 5 Euro.

Ich hatte nun einen Gutschein gefunden, der für ein kleines Mädchen mit Namen Hildegard im Jahr 1943 von der Kreissparkasse Thorn ausgestellt und den Eltern übergeben wurde. Und auch er war als Anreiz für „Ein Sparkonto von der Wiege an“ vorgesehen. Eingelöst wurde er wohl nicht, es gibt keinen Vermerk dazu. Aber er wurde wohl als Erinnerung aufbewahrt und irgendwann, zusammen mit zwei Taufbriefen, unserem Museum übergeben.

Dieser Gutschein aus der Ansiedlungszeit war eine Überraschung für mich. Nie hatte ich groß darüber nachgedacht, dass der Spargedanke so alt ist, wie die Sparkassen auch und der Spargedanke uns alle  von der Wiege an begleitet. Auch wenn es heute viele Sparmöglichkeiten gibt, den Geschenkgutschein und das alte Sparbuch gibt es über alle Zeiten hinweg noch immer.