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Buch "Alma Ellwanger"

Buch
Buch "Alma Ellwanger"

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2. Dezember 2021 Ingrid Ellwanger 10.000,00 €

Beschreibung

"Eine herzliche Hommage für meine liebe Frau Alma - Zur Erinnerung an unseren über 60-jährigen gemein samen Lebensweg in guten wie in schlechten Tagen."

(231 Seiten, Stuttgart (Selbstverlag) 2013. Im Bibliotheksbestand des Bessarabiendeutschen Vereins.)

Alma Ellwanger geb. Unterseher verw. Erdmann, * 15.02.1921 Tarutino, † 30.11.2017 Stuttgart, oo Prof. Dr. Erhard Ellwanger, * 12.12.1919 Stuttgart, † 01.01.2018 Stuttgart

Als der junge Arzt Erhard Ellwanger im Jahr 1947 auf Alma Erdmann traf, war es Liebe auf den ersten Blick. Sie trafen sich als Berufskollegen in der Mütterberatungsstelle Ludwigsburg, wo beide zufällig am selben Tag als Vertretung eingeteilt waren, er als Arzt, sie als Sozialarbeiterin.

Alma Erdmann war die erste Flüchtlingsfrau, die in der Stadtverwaltung Ludwigsburg eine Anstellung bekam, vermittelt durch ihren Schwager Hugo Erdmann, Geschäftsführer des Hilfskomitees der Bessarabiendeutschen. Mit ihrer kleinen Tochter Ute wohnte sie in einem zugewiesenen Zimmer bei zwei mürrischen alten Damen. Ihr geliebter Mann war im Krieg vermisst, ihre Familie lebte nach der Flucht in Norddeutschland.

Als alleinstehende Mutter hatte Alma Erdmann zwischen Kindergarten, Wohnung und Arbeitsstelle einen mehr als ausgefüllten Tag. Erhard Ellwanger bewunderte sie, wie sie das alles schaffte und dabei stets guten Mutes und von angenehmem Wesen war. Bei ihrem Ehrennamen „gute Fee“, den eine dankbare junge Mutter ihr gab, nannte er sie ein Leben lang.

Alma war ebenfalls von ihrem Verehrer angetan, hatte aber nur wenig Zeit für ihn. Einmal gelang es ihm, sie in die Oper auszuführen und sie dabei seiner Mutter vorzustellen. Seine Mutter war bekümmert, dass er sich mit einem Flüchtlingsmädchen einlassen wollte. Als sie aber Alma kennenlernte, wurde sie bald anderen Sinnes. So eine wohl erzogene und gebildete, charmante junge Dame hätte sie in einem Flüchtling nicht erwartet. Bis zur Hochzeit dauerte es dann noch, denn die jungen Leute wollten die Anstandsfrist abwarten, bis Almas vermisster Mann sieben Jahre nach seinem letzten Lebenszeichen 1945
für tot erklärt werden konnte.

Alma erzählte ihrem Erhard viel von ihrer Familie und blieb den Bessarabiendeutschen eng verbunden. Doch erst im hohen Alter hatte Erhard Ellwanger die
Muße, die Erinnerungen seiner Frau aufzuschreiben. In seinem Buch erzählt er die die Geschichte der Bessarabiendeutschen aus der Sicht seiner Frau, die der damals dort führenden Erneuerungsbewegung nahestand. Interessant für mich war, dass er die Erneuerungsbewegung und ihre Nähe zum Nationalsozialismus, von dem er sich an anderer Stelle explizit distanziert, mit keinem Wort erwähnt. Sein Buch ist ein Zeugnis der herrschenden Meinung seiner Zeit.

Alma wurde am 15. Februar 1921 als eines von neun Kindern des Gotthilf Unterseher in Tarutino geboren. Ihr Vater stammte von einem Gutshof, wurde Lehrer und übernahm später eine Fabrik für landwirtschaftliche Geräte. Er war Gemeinderat und Vorsitzender des Jugendvereins. Alma besuchte das Mädchengymnasium unter der Leitung von Melanie Haase bis zum Abitur. Eine siebenbürgische Lehrerin unterrichtete dort die Reformpädagogik nach Fröbel und schickte die älteren Schülerinnen in die deutschen Dörfer, wo sie mithalfen, Kindergärten einzurichten und Mädchenbünde aufzubauen. Alma Unterseher erhielt hierüber ein Zeugnis, das später als Berufsausbildung anerkannt wurde. In Westpreußen wurde sie mit der Aufgabe betraut, deutsche Kindergärten im Kreis Briesen einzurichten.

Alma Unterseher heiratete 1942 ihren Jugendfreund, den Jura studenten Alja Erdmann, jüngerer Bruder von Dr.Ing. Hugo Erdmann, der in Bessarabien als Leiter des Gauamts für Presse und Propaganda zur Führungsschicht gehörte. Ihre Tochter Ute wurde 1943 in Bromberg geboren. Der Tod von Alja Erdmann an der Ostfront kurz vor Kriegsende konnte erst 20 Jahre später aufgeklärt werden.

Bei der Flucht aus Westpreußen 1945 schloss sich Alma Erdmann mit ihrer kleinen Tochter der Familie ihres Schwagers an. In Sachsen wurde er einem sowjetischen Kommandanten als Dolmetscher zugeteilt. Im Februar 1946 wagte Hugo Erdmann mit seiner ganzen Familie die Flucht in den Westen. Er war
im Besitz eines Passierscheins, der ihm von Landsleuten in Stuttgart verschafft und in die sowjetische Zone geschmuggelt worden war.

Erhard und Alma Ellwanger heirateten im April 1952. In Stuttgart-Gablenberg bauten sie auf einem Grundstück der Ellwangers ein Haus für die ganze Familie. Die Töchter Karen (1954) und Ingrid (1957) kamen bald hinzu.

Alma gab ihre Anstellung mit der Eheschließung auf und engagierte sich ehrenamtlich in dem „Internationalen Bund für Kultur- und Sozialarbeit (IB)“, den ihr Mann im Jahr 1949 mitbegründet hatte. Vordringliche Aufgabe war damals, elternlosen jugendlichen Flüchtlingen aus dem Osten zu Unterkunft, Ausbildung und Arbeit zu verhelfen. Alma war dabei fachkundige Beraterin in allen Behördenangelegenheiten.

Ein denkwürdiges Ereignis war ihr RotKreuz-Einsatz beim Ungarn- Aufstand 1956. Erhard Ellwanger war vom Stuttgarter Oberbürgermeister Klett beauftragt worden, für das Internationale Rote Kreuz einen Hilfszug nach Budapest anzuführen, um die Aufständischen mit Hilfsgütern und medizinischer Betreuung zu versorgen. Seine Frau begleitete ihn und unterstützte ihn tatkräftig. In der chaotischen Situation standen sie bald vor der Aufgabe, verwundete junge Leute nach Österreich in Sicherheit zu bringen. Alma war bald diplomatisch gefragt als „Dame vom Roten Kreuz“, die das Vertrauen beider Seiten gewonnen hatte. Ihre Zivilcourage sprach sich herum und trug dazu bei, das Ehepaar Ellwanger in Württemberg bekannt zu machen.

Kurz darauf übernahm Erhard Ellwanger von seinem Vater den Familienbetrieb, eine Textilfabrik in Stuttgart mit 100 Mitarbeitern. Auch hier arbeitete er mit seiner Frau Alma zusammen. Zu der Zeit wandte sich das Hilfskomitee der Bessarabiendeutschen an die Ellwanger KG und bat um Unterstützung bei dem geplanten Ausbau des Alexanderstifts in Großerlach. Es ging darum, in der abgelegenen Gegend Arbeitsplätze zu schaffen. Alma Ellwanger hatte bald die zündende Idee. Sie richtete in Großerlach eine Außenstelle der Stuttgarter Fabrik mit einer Nähstube und Heimarbeitsplätzen ein. Dort wurde von bessarabischen Frauen bis in die 1960er Jahre hinein Kinderkleidung produziert. Die Ellwanger KG wurde im Jahr 1968 aufgelöst.

Erhard Ellwanger hatte seinen Arztberuf im Dienst des IB und des DRK ehrenamtlich weitergeführt, was ihm nur durch die Unterstützung seiner Frau möglich war. In dieser Zeit wurden u.a. der Unfallrettungsdienst und der betriebsärztliche Dienst in den Großbetrieben aufgebaut. Erhard Ellwanger wurde zum Pionier für die Fachrichtung Arbeits- und -Sozialmedizin. Im Jahr 1968 fand er eine neue Anstellung bei der Deutschen Rentenversicherung, wo er den Fachbereich Berufliche Rehabilitation und Prävention aufbaute.

In seinem Berufsleben nahm Erhard Ellwanger noch weitere bedeutende Positionen ein. Er habilitierte und wurde Professor an der Universität Ulm, engagierte sich für die Sozial- Arbeits- und Sportmedizin in zahlreichen Einrichtungen und Verbänden. Im Jahr 1985 wurde er für seine sozialmedizinische Pionierarbeit mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. Erhard Ellwanger war sich dessen bewusst, dass seine „gute Fee“ einen wesentlichen Anteil an seiner Karriere hatte. Besonders schätzte er an ihr, dass sie einen sechsten Sinn für die richtige Entscheidung hatte. Er konnte alle schwierigen Situationen mit ihr besprechen, und sie fand immer eine Lösung. Erhard Ellwanger scheute sich nicht, seine Verehrung für seine Frau Alma offen zu zeigen.

Der IB Internationale Bund für Kultur- und Sozialarbeit widmete Alma Ellwanger bei ihrem Ableben einen Nachruf in Würdigung ihres unermüdlichen, fast sieben Jahrzehnte andauernden sozialen Engagements an der Seite ihres Mannes.

Ihren 90. Geburtstag erlebte Alma Ellwanger „altersgemäß rüstig und in geistiger Frische“ als Mittelpunkt ihrer großen Familie. Als Geburtstagsgeschenk wünschte sie sich Spenden an den Bessarabiendeutschen Verein und konnte 1.100 EUR überweisen, wofür ihr Bundesgeschäftsführer Kuno Lust herzlich dankte.

Alma Ellwanger starb am 30. November 2017 mit 96 Jahren. Ihr Mann Erhard Ellwanger folgte ihr kurz darauf am 1. Januar 2018 im Alter von 98 Jahren. Das Ehepaar Ellwanger hinterließ drei Kinder, fünf Enkel und sieben Urenkel. Ute Erdmann studierte Textilwesen, um die Ellwanger KG zu übernehmen. Sie heiratete den Juristen Dr. Manfred Prechtl und bekam zwei Kinder. Karen Ellwanger wurde Professorin an der Universität Oldenburg. Mit ihrem Mann Klaus hat sie drei Kinder. Ingrid Ellwanger wurde Verwaltungsangestellte bei der Deutschen Rentenversicherung. Sie blieb bei ihren Eltern und unterstützte sie im Alter.

Ingrid Ellwanger lebt noch heute in dem Familienhaus in Stuttgart-Gablenberg. Die Großspende für Bessarabien, die Heimat ihrer Mutter, war ihr ein Herzensanliegen. „Meine Mutter wäre stolz auf mich“, sagte sie mir beim Abschied.

Geschichte

Über meine Großspende von 10.000 € … würden sich auch meine Eltern sehr freuen, wenn sie noch am Leben wären, meine Mutter stammte ja aus Tarutino/Bessarabien, und auch mein Vater interessierte sich sehr für Bessarabien, die Heimat seiner Ehefrau. Auch meine Nichte, mit der ich ein sehr herzliches Verhältnis habe, interessiert sich für Bessarabien und möchte noch einmal mit mir dorthin reisen, in die Heimat ihrer Großmutter.