Paten für das Heimatmuseum: das Knochenhutschele
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Sigrid Standke
Im Mitteilungsblatt vom Oktober 2021 hat uns die Bundesvorsitzende unseres Vereins, Brigitte Bornemann, das neue Konzept einer Museumspatenschaft vorgestellt und uns dann mit den ersten Paten bekannt gemacht. Nun bin ich selbst seit 10 Jahren Mitarbeiterin des Heimatmuseums und habe schon manchen Besucher durch die Ausstellung geführt. So sind mir die Ausstellungsstücke vertraut und manche Geschichte gebe ich dort weiter, die ich mir in früheren Jahren habe auch erzählen lassen. Das Heimatmuseum liegt mir am Herzen und ich unterstütze seine Neugestaltung. Es ist wichtig, dass es auch in Zukunft für ein breites Publikum ein Ort der Erinnerung und der Information ist. Und so habe ich mir Gedanken gemacht, welches Ausstellungsstück mich persönlich anspricht bzw. mit welchem Exponat persönliche Erinnerungen für mich verbunden sind. Ich brauchte nicht sehr lange überlegen, es waren die „Knochahutscha“ aus der Vitrine mit dem Spielzeug, denn da gibt es eine Erinnerung.
Mein Vater David Sasse, geb. am 21.05.1925 in dem Hektardorf Maraslienfeld, war das vierte von insgesamt zehn Kindern seiner Eltern Johannes Sasse und Christiana, geborene Schneider. Die sechs Hektar Land ernährten die Familie nur recht und schlecht. Der Vater verdiente etwas dazu, indem er als Bibelkolporteur von Dorf zu Dorf wanderte und christliche Bücher verkaufte. Da kann man sich vorstellen, dass kein Geld für ein Kinderspielzeug übrig war. Aber es gab den Onkel Theophil, ein jüngerer Bruder des Vaters. Er war den Kindern der Familie sehr zugetan und brachte den Jungen auch die „Knochenhutschele“, wie sie mein Vater in seiner Erinnerung nannte.
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1940 – Familie Johannes Sasse in Maraslienfeld
privat
Ein Spielzeug aus Pferdeknochen hergestellt, das hat mich als Kind schon sehr beeindruckt. Auch wenn unsere Kindheit in den 50er Jahren noch sehr bescheiden war, so kannte ich doch die schön bemalten Holzpferdchen, die mein Bruder sein eigen nannte. Ich habe die Erinnerung meines Vaters an diese Knochenhutschele nie vergessen. Ja, und dann fand ich nach Jahrzehnten in unserem Heimatmuseum diese Ausstellungsstücke. Mir wurde wieder bewusst, in welcher Bescheidenheit mein Vater und seine Geschwister aufgewachsen sind. Und wenn es die Gelegenheit dazu gab, habe ich die Aufmerksamkeit der Museumsbesucher, und besonders wenn Kinder und Jugendliche dabei waren, auf die bescheidenen Spielzeuge der Kinder in Bessarabien gelenkt.
Ich möchte die Patenschaft für die „Knochahutscha“ übernehmen und damit eine Erinnerung an meinen Vater David Sasse und seine Brüder Daniel, Oskar, Hugo, Viktor und Robert aus Maraslienfeld verbinden. Mit dieser Patenschaft spende ich einen Betrag von 1.000 Euro.