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Die Umgestaltung der Dauerausstellung geht in die entscheidende Phase

Olaf Schulze · 11. Oktober 2022
Erste Visualisierung der abgebrochenen Wand
Erste Visualisierung der abgebrochenen Wand
Noch sieht der Flur/Raum im Eingang des Museums so aus

Noch sieht der Flur/Raum im Eingang des Museums so aus

Große Ereignisse werfen bekanntlich ihre

Schatten voraus. Im Herbst 2023 soll die

Neugestaltung des Heimatmuseums der

Deutschen aus Bessarabien und der Dobrudscha abgeschlossen sein. Bis dahin ist

noch viel zu tun. Zum Oktober 2022 wird

das Museum für voraussichtlich drei Monate für den Besucherverkehr geschlossen. Bis

Jahresende finden größere Bauarbeiten statt

wie der Teilabriss einer nichttragenden

Wand im ersten Raum, das Verlegen eines

Parkettbodens im letzten Raum, die Erneuerung der Beleuchtungsanlage.

Zum Jahreswechsel 2018/2019 hatte es bereits erste Entwürfe zur Umgestaltung der

Dauerausstellung gegeben, die in Zusammenarbeit mit dem Museumsplaner Frank

Lang entwickelt wurden. Im Oktober 2021

übernahm der Historiker und Museumskurator Olaf Schulze in Absprache mit dem

Vereinsvorstand und unter Beratung der

Historischen Kommission die Planungen,

die nun in die Realisierungsphase eintreten.

Während in den ersten beiden Räumen und

im Flur die Präsentation seit Mitte der

1990er Jahre im Wesentlichen unverändert

blieb, stammte der dritte Raum in Gestaltung und Beleuchtung noch aus den 1970er

Jahren. Dies und der nicht mehr gute Zustand des Teppichbodens in diesem Bereich

gab letztlich den Anlass, die Umgestaltung

in die Hand zu nehmen.

Leitlinie für die Umgestaltung ist das veränderte Museumspublikum. Es gibt immer weniger Menschen aus der Erlebnisgeneration,

Zeitzeugen des Lebens in Besserabien, der

Umsiedlung 1940 und der sich unmittelbar

anschließenden Etappen in der Geschichte

der Bessarabiendeutschen. Wenn diese in den

früheren Jahrzehnten das Museum besuchten,

erkannten sie viele der ausgestellten Gegenstände aus eigener Erinnerung. So wird es

immer wichtiger, für heutige Generationen

die Objekte „zum Sprechen zu bringen“, was

Aus dem Heimatmuseum

Die Umgestaltung der Dauerausstellung

geht in die entscheidende Phase

in Führungen geleistet wird. Ziel ist es, dass

auch Einzelbesucher und Kleingruppen wie

Familien auch ohne Führung ein Museumserlebnis haben und vertiefte Informationen

mitnehmen können. Hierzu wird es durchgängig Text- und Bildtafeln zu Kernaspekten

der Geschichte der Bessarabiendeutschen geben. Einzelne Leitobjekte, die in der Präsentation besonders hervorgehoben werden,

werden mit QR-Codes versehen, über die

Filme, Interviews, zum Objekt oder einer Objektgruppe abgerufen werden können. In

Raum 2 und Raum 3 wird es jeweils eine Datenstation gegeben, in denen die Besucher

nach ihren Interessen einzelne Themen (zum

Beispiel Ortsansichten und -pläne der Heimatorte ihrer Vorfahren, Ansichten der Kirchen und Schulen dort) vertiefen bzw. im gewissem Rahmen auch recherchieren können.

Der Rundgang durch die einzelnen Museumsräume wird deutlicher chronologisch

aufgebaut sein, als bislang. Die größte optische Veränderung wird es im Raum 1 geben.

Die Wand zwischen Raum 1 und dem bislang schlauchartigen Flur wird größtenteils

entfernt, so dass ein offener Raum entsteht,

der die Besucher ins Museum „hineinziehen“ wird. Dort gibt es einen Großbildschirm, auf dem kurze Filme zur Geschichte

der Bessarabiendeutschen zu sehen sein

werden; für Museumsklappstühle ist gesorgt. Einzelne Objekte reichen bis in die

Auswanderungszeit vor 200 Jahren zurück;

die Lage Bessarabiens, die Landschaft, die

Tierwelt, die dunkle und fruchtbare „bessarabische Erde“, die ersten Jahre voller Not

der Kolonisten werden hier thematisiert.

Plan-Ablauf einer Wand in  Raum 1 mit Leitobjekt „Bessarabische Erde“

Plan-Ablauf einer Wand in Raum 1 mit Leitobjekt „Bessarabische Erde“

Um die Kosten in überschaubarem Rahmen

zu halten, werden fast alle Vitrinen weiterbenutzt, ihre Innenbeleuchtung wird jedoch

energiesparend ersetzt. Im großen Raum 2

wird der Alltag der Bessarabiendeutschen in

ihren Siedlungen in den Blick genommen,

das zumeist bäuerliche Leben, die Struktur

der Kolonien, die Arbeit in der Steppe und

in der „Wirtschaft“, die Begegnungen mit

anderen Bevölkerungsgruppen, zum Beispiel auf den Märkten. Viele Alltagsgegenstände werden weiter zu sehen sein. Bereiche, die bislang im dritten Raum zu finden

waren, wie Textilien, Kirchenmodelle und

religiöse Gegenstände, werden zukünftig in

Raum 2 gezeigt, der sich dadurch in der Präsentation etwas verdichtet. Der Teplitzer

Wagen bleibt weiter ein Zentralstück im

zweiten Raum. Der Wagen, wie auch ein neu

zu sehendes Kissen in Seidenkokonstickerei,

ist nicht nur ein Leitobjekt, sondern auch

mit einer Patenschaft versehen (vgl. Mitteilungsblatt 10/2021 und 11/2021). Wir sind

dankbar für die bislang zugesagten und

überwiesenen Patenschaften und freuen uns

auf weitere Patenschaften und damit Spenden für den Umbau.

Im dritten Raum wird es inhaltlich die meisten Veränderungen geben. Ein Bereich wird

den Dobrudschadeutschen vorbehalten sein,

die ursprünglich zumeist aus Bessarabien

kamen. Ein weiterer Abschnitt ist dem

Schulwesen Bessarabiens, der Wernerschule

in Sarata und den Gymnasien in Tarutino,

gewidmet. Neu hinzu kommt ein Bereich

über die Erneuerungsbewegung der 1930er

Jahre und ihre Auswirkung auf das Zusammenleben auch mit anderen Ethnien in Bessarabien. Die Themen Umsiedlung 1940,

Ansiedlung in den besetzten Ostgebieten,

Flucht 1945 und Neuanfang in der Nachkriegszeit, die bislang gleich nach dem

Museumseingang im Flur zu sehen waren,

rücken ebenfalls in den dritten Raum.

Bis in einem Jahr wird es noch viel zu tun

geben, wir sind auf einem guten Weg ... und

gespannt auf das Endergebnis.