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Omas Schürze

Detlef Prieser · 28. Februar 2024
Schürzen waren allgegenwärtig
Schürzen waren allgegenwärtig

Meine Großeltern und meine Mutter kommen aus Tarutino. Wie alle Bessarabien Deutschen haben sie im Oktober 1940 die Umsiedlung mit anschließender Ansiedlung in Briesen im Warthegau sowie dann im Januar 1945 die Flucht mitgemacht. Diese endete im März 1945 in Evendorf in der Lüneburger Heide.

1951 bestand die Möglichkeit, sich hier in Neu Wulmstorf ein neues Heim aufzubauen. Im selben Jahr wurde erst der Keller fertig. In diesem haben sie dann bis 1953 gewohnt und 1953 wurde dann das neue Siedlungshaus errichtet.

Wenn ich an meine Großeltern denke (mit denen ich in einem Haus aufgewachsen bin) und hier insbesondere an meine Oma, so sehe ich sie immer mit einer Schürze.

Mir ist in den letzten Tagen eine Geschichte in die Hände gefallen, die diesen Umstand sehr schön beschreibt. Ich denke mal, wenn die meisten an ihre Oma zurückdenken, geht es ihnen ähnlich.

Die Geschichte von der Schürze

Ich glaube, dass nicht alle Kinder heute wissen was eine Schürze ist ...

Der Hauptzweck von Omas Schürze bestand darin, das Kleid darunter zu schützen, da Oma nur wenige Kleider hatte.

Es lag auch daran, dass Schürzen einfacher zu waschen waren als Kleider und Schürzen auch weniger Material verbrauchten.

Darüber hinaus diente sie aber auch als Topflappen, zum Herausnehmen heißer Pfannen aus dem Ofen.

Sie eignete sich wunderbar zum Trocknen von Kindertränen und wurde gelegentlich sogar zum Reinigen schmutziger Ohren verwendet.

Im Hühnerstall wurde die Schürze zum Tragen von Eiern verwendet.

Über den Holzofen gebeugt, wischte man sich mit der Schürze den Schweiß von der Stirn.

In dieser Schürze wurden Späne und Anzündholz fürs Feuer in die Küche gebracht. Aus dem Garten brachte sie allerlei Gemüse.

Im Herbst wurde die Schürze zum Einholen von Äpfeln verwendet, die von den Bäumen gefallen waren.

Als unerwarteter Besuch die Straße herauflief, war es überraschend, wie viel Möbel diese alte Schürze in Sekundenschnelle abstauben konnte.

Als das Abendessen fertig war, ging Oma auf die Veranda schwenkte ihre Schürze und die Männer wussten, dass es Zeit war, von den Feldern zum Abendessen zu kommen.

Es wird lange dauern, bis jemand etwas erfindet, das die „alte Schürze“ ersetzt, die so vielen Zwecken diente.

Wie viele Keime sich wohl auf dieser Schürze befanden?!

Ich glaube nicht, dass sich jemals wer was von dieser Schürze eingefangen hat – außer Liebe…

Die Kochkünste der bessarabischen Frauen sind bekannt und dazu fällt mir noch folgendes ein: Meine Oma hatte weder Thermomix noch Mikrowelle.

Doch nie mehr im Leben hab ich so leckeres Essen bekommen wie bei ihr.