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Peterstal

Petresti von 1940 bis 1995
Petrowsk seit 1995

Gründungsjahr

1873
Peterstal
Peterstal

Lokalisierung

Petrivs´k, Ukraine

Karte

Einwohner

Einwohner 1930: 145 Deutsche / 845 Andere
Einwohner 1940: 122 Deutsche / Mehrh. Andere

Historie

Peterstal ist eine Gemeinde, die ein wechselvolles Schicksal hinter sich hatte, als die Treckwagen das Dorf zurückließen. Schon in der Pachtzeit galt es mancherlei Schwierigkeiten zu überwinden. Das Landgut des Leutnant Bernadotti und des Ehrenbürgers Günsburg wurde von den bulgarischen Kolonisten Andrei und Peter Karadsche-Iskrow gepachtet und unter beiden Brüdern aufgeteilt. Auf dem südlichen Teil entstand die deutsche Pachtgemeinde Kurudschika, auf dem nördlichen siedelten sich die Hauptpächter Johann Weller und Jakob Müller, beide aus Leipzig, mit mehreren Unterpächtern an. Die Siedler mussten nach vertraglicher Abmachung Deutsche sein, denn das deutsche Wort galt bei den Fremstämmigen, und das war für die Geschäftsbeziehungen sehr wichtig. Die Unterpächter richteten sich auf die Dauer ein und gründeten das Pachtdorf Peterstal. Aber im Jahre 1883 war der Pachtkontrakt abgelaufen und die Söhne des Verpächters Pawel und Wassili übernahmen die Bewirtschaftung des Landes. Nachdem der eine Bruder, Wassili, starb, verpachtete der andere das Land an den Griechen Kamburoglu, später an Ferdinand Fredrich aus Tarutino, und dieser verpachtete es an Peter Sokolow aus Tarutino. Die Siedler aber lebten in ständiger Ungewißheit und verloren die Lust und Liebe zur Arbeit. Die Agrarreform nach dem Anschluss Bessarabiens an Rumänien entschied über das Schicksal der Gemeinde: Sie wurde Hektargemeinde. Nur zwei Familien aus Tarutino kauften 100 Hektar, der Rest wurde zu 6 Hektar unter den Pächtern aufgeteilt, die ortsansässig waren, der Rest ging an landlose Bulgaren über. Nachdem diese zuzogen, kamen die deutschen Bewohner (122 Seelen mit 150 Hektar) in die Minderheit. Das war das Ende eines erbitterten Ringens nach einem halben Jahrhundert. Die Zeit des „Eigentums“ bis zur Umsiedlung war ein Kampf um das tägliche Brot. Man kam nur unbescholten durch, weil jede Möglichkeit zur Lohnarbeit ergriffen wurde.

Das geistliche Leben war der einzige Halt in dem Existenzkampf. Der Gottesdienstbesuch war gut. Ein Kern der im Glauben stehenden Männer und Frauen waren in der von fremdem Volkstum umbrandeten Insel die Säulen, die das Dach trugen, unter welchem die heiligen Güter des Glaubens und der Muttersprache sicher wohnten. Das galt umso mehr, nachdem die Regierung die Schule verstaatlichte.

Als Gründungsjahr wird das Jahr 1873 angenommen. Nach menschlicher Voraussicht hätte die Gemeinde nach weiteren 67 Jahren eine deutsche Minderheit nicht gehabt. So war die Umsiedlung 1940 der Schlussstrich unter die Hoffnungslosigkeit, wenn sie auch ungeheure Opfer an Kraft und Menschenleben kostete.

Nach der Kartei festgestellte Verluste unter den Zivilpersonen (Stand vom 31. Dezember 1964)
Verschleppte: 1
Auf der Flucht und in der Verschleppung verstorbene: --

(A. Kern, Heimatbuch der Bessarabiendeutschen, S. 317-318)

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Geschichte von Peterstal
Ausführlichere Beschreibung der Geschichte Perterstals aus unterschiedlichen Quellen.
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Literatur/Referenzen

Pastor Albert Kern, Heimatbuch der Bessarabiendeutschen S.317-318, 3. Aufl.1978

Chronik der deutschen Gemeinde des Dorfes Kurudschika, Verfasst von den Lehrern Daniel Erdmann und Edmund Damer 1931, Deutscher Volkskalender für Bessarabien 1931, S. 79