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Larga

Larga seit 1940

Gründungsjahr

1891 (1845 zunächst als Pachtgemeinde)
Larga
Larga

Lokalisierung

Moldawien

Karte

Einwohner

Volkszählung 1930: 94 Deutsche / 688 Andere
Einwohner 1940: 110 Deutsche / 550 Andere

Historie

Da es an einem geeigneten Verfasser einer Chronik aus den Reihen der deutschen Katholiken aus Larga mangelt, wurde ich als Gemeindenotar der Gemeinde Emmental, zu deren Pfarrei Larga gehörte, aufgefordert, eine kleine Geschichte der kleinen Kirchengemeinde Larga niederzuschreiben. Es sollte den deutschen katholischen Abkömmlingen aus Larga ein Andenken an ihre alte Heimat in Bessarabien zurückgelassen werden. Um dieser Aufforderung nachzukommen, musste ich als Fremder 20 Jahre nach der Umsiedlung das geschichtliche Material für diese Chronik bei den noch lebenden Umsiedlern aus Larga sammeln, anstatt mich auf geschichtliche Quellen aus Larga zu berufen, wie es für die Niederschreibung solcher Chroniken notwendig wäre. Ich habe also das, was ich hier bringe, aus den Gesprächen mit den Umsiedlern aus Larga, meistens waren es jüngere, denn die Alten sind zum größten Teil schon ausgestorben, zusammengetragen.

Larga teilte das Los aller deutschen Gemeinden aus Bessarabien. Bessarabien ist ein Grenzgebiet und als solches wechselte es oft seine Herrschaft. Im Jahre 1812 wurde es von den Russen erobert. Nach dem ersten Weltkrieg im Jahre 1918 wurde es Rumänien einverleibt, und im Jahre 1940 vollzog sich wieder ein politischer Übergang zur sowjetischen Verwaltung. Durch einen Vertrag zwischen Deutschland und der Sowjetunion vom 5. September 1940 sollten alle deutschstämmigen Einwohner Bessarabiens nach Deutschland umgesiedelt werden. Die deutschen Katholiken aus Larga meldeten sich restlos zur Umsiedlung was auch alle anderen Deutschstämmigen taten. Die deutschen Katholiken, die Larga gründeten, stammten aus den deutschen katholischen Gemeinden des Schwarzmeergebietes, des früheren russischen Gouvernements Cherson. Die Deutschen im Schwarzmeergebiet siedelten gruppenweise. Die deutschen Kolonien, aus denen die Largaer herkommen, gehören zu der Gruppe der Kutschurgans, Krs. Odessa. Die Mehrheit stammt aus der Gemeinde Kandel, einige aus Selz, andere aus Josephstal. Die deutschen Kolonisten aus dem Schwarzmeergebiet (aus dem Chersonschen) wanderten auf Einladung Alexanders I., Kaiser von Rußland, ein. Den Aufruf erließ Alexander I. am 20. Februar 1804, aber die Einwanderung erfolgte erst in den Jahren 1809–1813. Die Urheimat der Einwanderer aus Kandel und Selz ist die oberrheinische Tiefebene im Elsaß und der Pfalz, wo sich auch heute noch die gleichnamigen Städte Kandel und Selz befinden. Kandel gehört zur Pfalz und Selz zum Elsaß. Josephstal lag wahrscheinlich rechtsrheinisch im Badischen.

Während der russischen Herrschaft hieß die Gemeinde Larga „Larskije Otruba“, zur rumänischen Zeit, 1918-1940, war der amtliche Name der Gemeinde „Larga“, was so viel wie „breite Gemeinde“ bedeutet. Larga hat im Laufe der Jahre seines Bestehens sein konfessionelles und völkisches Gesicht gewechselt. Gegründet wurde die Gemeinde von deutschen evangelischen Pächtern aus dem Kreise Akkerman. Das Gründungsjahr konnte ich nicht feststellen. Diese Pächter pachteten das Land von Baron von Stuard und lebten sehr ärmlich in Lehmhütten bis zum Jahre 1890, als sie dann restlos – es waren 55 Familien – Larga verließen und teils nach dem Ural (Sibirien), dem Kaukasus zogen oder nach Amerika auswanderten. Als neue Pächter zogen Bulgaren aus dem Dorfe Tschumlekioj, Kreis Akkerman, nach Larga. Im Jahre 1895 mussten die Bulgaren Larga wieder verlassen, da Baron von Stuard sein Gut nur an Deutsche und Ukrainer verkaufen wollte. Auf die Bekanntmachung des Barons meldeten sich größtenteils Ukrainer, aber auch einige Deutsche. Das waren Katholiken aus Kandel. Es seien nur einige davon genannt: Duttenhöfer, Paul und Feth, Michael. Diese neuen Bewohner Largas waren anfänglich nicht in der Lage, das Land zu kaufen, sondern mussten es vorläufig bis zum Jahre 1903 pachten. Jetzt teilte der Baron sein Gut in 104 Kleinbetriebe von je 9 ½ Deßjatine ein (1 Deßjatine gleich 10 925 qm) und bot es zum Verkauf über die „Ländliche Bauernbank“ in Odessa an Deutsche und Ukrainer an mit der Bedingung, dass die Betriebe auch auf die Dauer nicht größer sein dürften als 9 ½ Deßjatine. Auf die Anzeige meldeten sich 55 deutsche katholische Familien aus den oben genannten Kolonien und 49 ukrainische Familien. So entstand im Jahre 1895 das neue Larga mit einer Mischbevölkerung von Deutschen und Ukrainern. Der nördliche Teil des Dorfes von Nr. 1-55 wurde von Deutschen besiedelt und der südliche Teil von Nr. 56-104 von Ukrainern. Der nördliche Teil blieb geschlossen deutsch, bis später 28 Familien, denen der Betrieb von 9 ½ Deßjatinen zu klein war und denen auch die Möglichkeit genommen war, ihren Betrieb zu vergrößern, nach Übersee auswanderten oder nach Sibirien zogen. Ihre Betriebe verkauften sie an Ukrainer. Bei der Umsiedlung im Jahre 1940 nach Deutschland waren in Larga noch 27 deutsche Familien mit einer Seelenzahl von 119 Personen. Obwohl die Deutschen und Ukrainer 45 Jahre zusammengewohnt haben, ist in keiner Hinsicht eine Vermischung entstanden, so dass die Deutschen bis zur Umsiedlung rein deutsch geblieben sind. Bei allen völkischen und religiösen Unterschieden ist das friedliche Zusammenleben nie gestört worden. Die Deutschen standen bei den Ukrainern in hoher Achtung, da sie in der Bodenbearbeitung weiter fortgeschritten waren als die Ukrainer. Diese sahen die Deutschen als ihre Lehrmeister an und versuchten in der Bewirtschaftung ihrer Betriebe, es den Deutschen nachzumachen. Die Trennung voneinander durch die Umsiedlung fiel auch beiden Teilen sichtlich schwer. Beim Abschied nehmen flossen auf beiden Seiten reichlich Tränen.

Der deutsche Ortsteil von Larga konnte anfänglich ein völkisches und kirchliches Eigenleben führen. Dazu hatten sie ein Bethaus, wo der Küster Gottesdienste veranstaltete. Er erteilte auch den deutschen Sprachunterricht. Die Besoldung des Küsters mussten die Deutschen selbst tragen. Im Jahre 1924 wurde jedoch der deutsche Unterricht von der rumänischen Behörde völlig verboten. Der deutsche Sprachunterricht wurde in die Familie zurückgedrängt und den Eltern, besonders den Müttern, überlassen. Das deutsche Lesen und Schreiben wurde den Kindern von den Müttern, soweit sie in der Lage waren, beigebracht. Die Verwaltung des deutschen Ortsteils war einem deutschen Schulzen übertragen. Die kirchlichen Belange wurden von 2 Kirchenvätern wahrgenommen. Bis zum Jahre 1921 gehörte Larga zur Pfarrei Bender und überging jetzt zur Pfarrei Emmental, die von deutschen Seelsorgern betreut wurde.

Die deutschen Katholiken von Larga waren fast ausschließlich Bauern. Durch ihren großen Fleiß und durch den guten Humusboden gelangten sie zu verhältnismäßig hohem Wohlstand. Die Pferdezucht stand bei ihnen in hoher Blüte, aber auch die Milchproduktion wurde nicht vernachlässigt. Auch wurden viele Schweine und Geflügel gezüchtet. Als Getreidearten wurden vorwiegend Weizen, Mais und Sonnenblumen angebaut. Larga erzeugte auch aus eigenen Weingärten einen guten Wein.

Doch ganz ohne Handel, Handwerk und Gewerbe war Larga auch nicht. Es hatte ein deutsches Lebensmittelgeschäft (Inhaber Anton Volk), 1 deutsche Schmiede (Besitzer Peter Volk), einen Böttcher und Stellmacher und 1 Molkerei (Inh. Jude).

Nach der Umsiedlung im Jahre 1940 wurden die Largaer Umsiedler zunächst in den Lagern Wolkendorf und Lanzenkirchen in Niederösterreich untergebracht. Im April 1941 wurden sie von einer fliegenden Einbürgerungskommission eingebürgert und im Sommer 1942 im Kreis Berent/Westpr. in der Landwirtschaft angesetzt. Sie hatten sich kaum in ihrer neuen Heimat eingelebt, da mussten sie zum zweiten Male ihre Höfe verlassen und die Flucht ergreifen. Im Januar des Jahres 1945 brach die deutsche Front zusammen und die Russen drangen in Deutschland ein. Nach einer langen Flucht fanden die Largaer Umsiedler wie die anderen Flüchtlinge Zuflucht in den Dörfern und Städten Niedersachsens und Schleswig-Holsteins.

Dank der Bemühungen unseres Pfarrers aus Emmental, Walther Kampe, jetzt Weihbischof von Limburg/Lahn, und der Hilfe des damaligen Landrats vom Kreis Mayen, Herrn Jansen, sind die meisten Largaer im Jahre 1950 in die katholischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg umgesiedelt worden. Heute haben fast alle wieder ein Eigenheim, das sie sich als Nebenerwerbsstelle aufgebaut haben. Hauptberuflich sind sie als angelernte Arbeiter in der Industrie beschäftigt. Mit großer Unzufriedenheit trennten sie sich von ihrer geliebten Scholle und bedauern, dass sie aus Mangel an Land nicht in ihren bäuerlichen Beruf zurückkehren konnten.

Durch den 2. Weltkrieg hat Larga 7 Gefallene, 3 Vermisste, 2 Verschleppte und 20 an den Folgen der Strapazen gestorbene Gemeindemitglieder zu beklagen.

Waldemar Kosak, Veröffentlicht im „Heimatbuch der Bessarabiendeutschen“, 1960.

Weitere Literatur

Bessarabiendeutscher Verein, Landesgruppe Rheinland-Pfalz
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