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75 Jahre Siedlung Grätzer Hof in Möckern

Heinz-Jürgen Oertel · 01. August 2023
Wilma Gaier, Bessarabierin, und Ortsbürgermeister Friedrich nach der Enthüllung
Wilma Gaier, Bessarabierin, und Ortsbürgermeister Friedrich nach der Enthüllung
Durch die Einweihung führten Frau Margit Schnetzke und der Ortsbürgermeister Friedrich

Durch die Einweihung führten Frau Margit Schnetzke und der Ortsbürgermeister Friedrich

Als vor 75 Jahren Flüchtlinge aus dem Osten auf dem Weg nach Westen hier vorbei kamen, gab es in Möckern südlich der Stadt eine mehr oder weniger freie Stelle, mit einem Gehöft, dem Grätzer Hof, einer Ziegelei.

Insgesamt kamen mehr als 2.000 Flüchtlinge, hauptsächlich 1946, in Möckern und Umgebung an. Überall in Möckern und Umgebung suchte man nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten und fand sie vorerst in der Kaserne, im Schloss und Nachbargemeinden.

Ab dem September 1945 wurde in der sowjetischen Besatzungszone eine Bodenreform unter dem Motto „Junkerland in Bauernhand“ eingeleitet. Großgrundbesitzer, Kriegsverbrecher und Großbauern wurden enteignet. Dieses Land wurde auch Flüchtlingen, damals Umsiedler genannt, als „Neubauern“ zur Verfügung gestellt.

Das war der Hauptgrund für viele Flüchtlingsfamilien, auch Bessarabier aus dem Warthegau, hier einen Neuanfang zu wagen.

Auf dem heutigen Gebiet des Grätzer Hofs entstanden aus Ackerland über 50 Grundstücke, welche nach Bebauungsplan für den Hausbau vorgesehen waren. Es sollten Typenhäuser der Modelle „Torgau“ und „Merseburg“ entstehen. Wohn- und Stallbereich waren vorgegeben, optional der Anbau einer Scheune. Die ersten sieben Häuser waren schon 1948 fertiggestellt und auch bezogen. Deshalb wurde jenes Jahr für das Jubiläum des Grätzer Hofes 2023 zu Grunde gelegt.

75 Jahr Feier

Gedenktafel zu 75 Jahren Grätzer Hof

Gedenktafel zu 75 Jahren Grätzer Hof

Am 10. Juni 2023 feierten nun Jung und Alt der Siedlung die 75 Jahre ihres Bestehens seit 1948, gemeinsam mit der Stadt Möckern, welche auf 1.075 Jahre ihrer Ersterwähnung blickt. Aus diesem Anlass wurde auf dem Dorfplatz unter einer prächtigen Kastanie eine Gedenktafel enthüllt.

Die Inschrift lautet:
„Hier entstand in den Jahren 1947 bis 1952 im Rahmen der Bodenreform die Siedlung „Grätzer Hof“ für die Flüchtlingsfamilien aus Bessarabien, der Bukowina, dem Cholmer und Lubliner Land, aus Oberschlesien, Ostpreußen und Wolhynien sowie weiteren östlichen Herkunftsgebieten. Im Wandel der Zeit hat sich die bäuerliche Siedlung zu einem attraktiven Wohngebiet entwickelt.“

Noch vor der Enthüllung der Tafel lüftete zunächst der Ortsbürgermeister das Geheimnis des großen Steins.

Anschließende gehaltene Grußworte von Vereinen, wie der „Verein Mutterkolonien Neudorf und Tochterkolonien Bugholendry“, Neudorf am Bug, vertreten durch Torsten Kuhle, und des Bessarabiendeutschen Vereins durch Linde Daum. Linde hob besonders auch die vielfältigen Beziehungen des Vereins zu Möckern hervor. Es fanden über die Jahre zahlreiche Bessarabiertreffen, unterstützt durch den Verein, statt.

Das Volksfest

Es begann schon am Morgen mit einem „Hähnekrähen“ der örtlichen Geflügelzüchter. Das Krähen begleitete die Veranstaltung noch bis zum Nachmittag.

Nach der festlichen Einweihung der Gedenktafel konnte gefeiert werden. Es gab Musik und Köstlichkeiten aus Bessarabien und Wolhynien. Neben der Disco gefiel besonders der Auftritt der Kinder vom Birkenhain mit Tanz und Gesang. Wir als Gäste des Bessarabiendeutschen Vereins haben den Eindruck, hier fühlt man sich wohl.

Die Chronik

Die Entstehung der Siedlung „Grätzer Hof“ hat Karl-Heinz Hüneburg in einer Chronik aufgeschrieben. Diese Chronik wird aktuell gehalten und ist als PDF Dokument downloadbar auf der Website des Grätzer Hof.